Seit den 1960er- respektive 1970er-Jahren agiert Meisterdieb Arsène Lupin III. in Manga- beziehungsweise Anime-Form. In den letzten Jahren gewinnt der Dieb hierzulande mehr und mehr an Popularität, was an Werken wie Lupin III.: Daisuke Jigens Grabstein liegt.
Als Original Video Animation erschien der gerade einmal 52-minütige Film, der eigentlich aus zwei 26-minütigen, aber hintereinander abgespielten Episoden besteht, bereits im Jahr 2014 in Japan. Hierzulande veröffentlichte Kazé Anime den Titel im September 2021, was vielen Fans durchaus zusagen dürfte. Auch wenn die meiste Screentime Lupin einnimmt, dreht sich im Grunde alles um Lupins titelgebenden Komplizen Jigen Daisuke. Dieses Mal hat es der Auftragskiller Yael Okuzaki auf ihn abgesehen, der prophylaktisch arbeitet. So hat er das Grab vorsorglich ausgehoben und den Namen für Jigen auf den Grabstein gemeißelt. Bei Okuzaki handelt es sich um einen Auftragskiller, der auf eine perverse Art und Weise vorab die Anzahl der Schüsse auswürfelt, mit der er seine Opfer schlussendlich töten wird. Darüber hinaus scheint es eine Verbindung zu einer berühmten Sängerin zu geben, die einst vor Jigens Augen hingerichtet wurde. Zusammen mit einem Konflikt zwischen zwei Ländern, in den auch Lupins Bekannte Mine Fujiko hineingezogen wird, ergibt sich eine tiefgründige Story, die trotz der verhältnismäßig kurzen Laufzeit von unter einer Stunde von der ersten bis zur letzten Minute unterhält. Koike Takeshi, der zuletzt 2009 am Anime Redline als Regisseur tätig war, ist mit Lupin III.: Daisuke Jigens Grabstein ein kleines Kunstwerk gelungen.
Erwachsene Inszenierung
Unter technischen Gesichtspunkten kann Lupin III.: Daisuke Jigens Grabstein in mehrerlei Hinsicht punkten. Die Umgebungsgrafiken und Hintergründe sind detailliert gestaltet. So beeindrucken die architektonischen Merkmale der südeuropäisch angehauchten Gebäude genauso wie Fahrzeuge, die zwar zum Teil dreidimensional modelliert sind, aber sich sehr organisch in das Gesamtbild einfügen. Lediglich Untergründe wie Grünflächen fallen hier und da durch leichte Unschärfe-Effekte negativ auf. Dadurch werden zwar insbesondere die Charaktere und ihre Werkzeuge betont, doch reißen diese Stellen aus der sonst recht engen Atmosphäre für ein paar Sekunden heraus. Bei den Charaktermodellen zeichnet sich ein ähnlich hochwertiges Bild ab. Im Gegensatz zu anderen Werken des Franchises wie etwa der TV-Special Collection, die Auszüge aus den 1990er-Jahren enthält, wirken die Figuren in Lupin III.: Daisuke Jigens Grabstein deutlich erwachsener. Lupin und Daisuke wirken durch harte Konturen sogar männlicher, während Fujiko als Frau sehr feminin wirkt, erotisiert und sogar sexualisiert wird, indem sie in einigen Einstellungen splitterfasernackt zu sehen ist. Ob dies nun notwendig gewesen wäre, bleibt dem Zuschauer zu hinterfragen. Auf jeden Fall ist die Bildqualität in hochauflösendem 1080p für eine Original Video Animation herausragend.
Gemütlicher Soundtrack
Zur bildschirmfüllenden Action kommen auch flüssige Animationen hinzu, die die Charaktere hervorragend miteinander interagieren lassen. Untermalt wird das Ganze mit ruhiger Musik, die den Kampf gegen die Antagonisten in DTS-HD Master Audio 2.0 melancholisch wirken lassen. Wenn der Gesang im Abspann einsetzt, kommen sogar ein paar Vibes hinzu, die so auch dem Geheimagenten James Bond gefallen würden. In puncto Synchronisation gibt es gar nichts zu bemängeln, denn sowohl der japanische Originalton als auch die deutschen Sprecher hauchen den Charakteren reichlich Leben ein. Bonusmaterial ist bei der Original Video Animation jedoch rar gesät. So sind auf der Disc neben ein paar Trailern zu anderen Kazé-Anime-Produkten, die immerhin eine Verbindung zum Franchise haben, keine digitalen Inhalte zu erkennen. In physischer Form gibt es lediglich eine Artcard mit dem Filmcover zu Lupin III.: Daisuke Jigens Grabstein zu bestaunen, die in der Plastikpackung mit einer doch recht schicken Pappummantelung zu finden ist. Das ist durchaus ein netter Bonus für Fans, ersetzt aber keine Making-ofs, Interviews oder Booklets mit Hintergrundinformationen. An der hohen Qualität der Original Video Animation ändert dies aber nichts und wer sich für Lupin III. interessiert, nimmt auch die Artcard als notdürftige Dreingabe sicherlich gerne an.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Lupin III.: Daisuke Jigens Grabstein ist ein kleines Juwel unter den Anime. Oft sollen Original Video Animations vor allem die Fans eines Werks oder zumindest einen kleineren Interessentenkreis zufriedenstellen, aber bei diesem in zwei Episoden aufgeteilten Film dürften deutlich mehr Menschen angesprochen sein. In unter einer Stunde gelingt es Regisseur Koike Takeshi eine spannende Handlung zu erzählen und mit tollen Charakteren in einem erwachsenen Zeichenstil zu inszenieren, die an den Bildschirm fesseln. Daneben wirkt das Bild für eine Original Video Animation sehr hochwertig und auch die Musik, die oft mit ruhigen Klängen den Ton angibt, unterstreicht das südeuropäisch wirkende Setting auf ganzer Linie. Fans kommen um Lupin III.: Daisuke Jigens Grabstein absolut nicht herum – und wer es werden will, findet im zweigeteilten Film einen guten wie mitreißenden Einstiegspunkt.
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Lupin III.: Daisuke Jigens Grabstein!