Wenn wir vom Wandel der Pokémon-Spiele reden, wollen wir euch nicht auf den Arm nehmen. Schließlich braucht es bei Weitem keinen Pokémon-Fanatiker, um Neuerungen zu erkennen – schon eher braucht es da einen, sie nicht zu übersehen.
Pokémon blieb eigentlich seinem elementaren Grundgerüst schon immer treu – so als würden sich ähnliche Abenteuer fortlaufend in unterschiedlichen Paralleluniversen abspielen. Auf diesem Weg entsteht im Spieler immer wieder aufs Neue eine immense Erwartungshaltung – eine Vorfreude auf eine Freude, die er schon genau kennt und deswegen umso intensiver ist. Nintendo will da natürlich nicht enttäuschen. Änderungen gibt es in Pokémon aber dennoch, einige waren damals sogar alles andere als lapidar. Blicken wir doch einmal zurück auf die Anfänge der beliebten Reihe. Auf dem Game Boy erschienen die ersten Spiele der beliebten Serie und Nintendo wusste wohl damals selbst nicht, warum ihnen urplötzlich weltweit die bunten Module aus den Händen gerissen wurden. Vielleicht lag es an der ungemeinen Spieltiefe, die allerdings auch seine technischen Tücken mit sich brachte: Ein famoser Anzeigebug wertete Attacken auf alle Pokémon mit Doppeltypen falsch aus und so stufte das Spiel zum Beispiel gerne einmal neutrale Attacken als nicht sehr effektiv ein. Auswirkungen auf den generierten Schaden hatte dieser Bug zum Glück nicht. Auch bestimmte Attacken-Combos hat Nintendo wohl nicht auf dem Schirm gehabt, denn sonst hätte es zum Beispiel die Egelsamen-Toxin-Kombination nicht ins Spiel geschafft.
Bug-Festival
Nintendo rechnete nicht mit solch einem Erfolg, sonst wäre mit Sicherheit mehr Wert auf ein sauberes Spiel gelegt worden. Auf Fehlersuche begaben sich dann immerhin über dreißig Millionen Spieler. Für damalige Verhältnisse waren die Pokémon-Spiele auf dem grauen Game Boy schon extrem beeindruckend. Die größten Änderungen dienten also erst einmal der Optimierung und dazu, das Spiel an bestimmten Ecken und Kanten im Sinne der Entwickler rund zu schleifen, was nun dank dem technischen Fortschritt der Handhelds möglich wurde. Viele erinnern sich sicherlich an den dubiosen Spezialwert, der sowohl für den Spezial-Angriff als auch die Spezial-Verteidigung den Ton angab. Ab der Goldenen und Silbernen Edition wurden diese Werte schön getrennt und auch der Initiative wurde die Aufgabe der Volltrefferquoten-Berechnung entzogen. Damals koordinierte die Initiative nicht nur die Angriffsreihenfolge, sondern auch die Wahrscheinlichkeit eines Volltreffers. Schnell und tödlich – was früher als Synonym gewertet wurde, war vor allem in Multiplayer-Kämpfen eine überaus effektive Taktik. Neben der Bewältigung der technischen Hürden, wurde natürlich auch am Spieldesign selbst geschraubt und Inhalte kreiert, die wir wohl so noch am ehesten als Neuerungen plakatieren würden. Zwei neue Typen wurden der zweiten Generation hinzugefügt, dienten sie vor allem dem Zweck, dem starken Psycho-Typ die Stirn zu bieten.
Innovationsschub
Nun konnten Beeren gesammelt und generell Items als tragbare Nutzgegenstände eingesetzt werden. Es gab sogar schon den synchronen Tag-und-Nacht-Wechsel, der mit vielen spezifischen Besonderheiten glänzte. In der nächsten Generation folgten Fähigkeiten und Wesen, die den kompetitiven Kämpfen neue Dimensionen verliehen. Sehr interessant: Die Amerikaner spielten Pokémon damals genau so wie es sich die Entwickler vorgestellt hatten. Sie haben am meisten Spaß am Kämpfen und digitalen Kräftemessen, während die Japaner eher aufs Sammeln und Komplettieren des Pokédex Wert legen. Mit den Anpassungen und neuen Inhalten wurden aber sicherlich beide Parteien befriedigt. Nicht wenige Elemente der Pokémon-Reihe befinden sich im stetigen Wandel, darunter zählen natürlich technisch bedingt die Sprites, Töne und Animationen – einschneidender sind da aber die Basiswerte. Was die meisten Spieler wohl nur unbewusst mitbekommen, bringt Fans richtig aus dem Häuschen – oder in Rage – wenn bestimmte Monster wieder gestärkt werden oder sogar neue Fähigkeiten erhalten. Die Mega-Entwicklungen dürfen hier auch nicht außer Acht gelassen werden. Von primär technischen Optimierungen und dem Ausmerzen von Bugs hat sich das Augenmerk langsam in Richtung der Benutzerfreundlichkeit bis zu kleineren Detailverbesserungen gewandelt.
Konstanter Wandel – Subversion im vollen Gange
Beispiele sind der automatische Item-Einsatz, die Reduzierung des Gebrauchs Virtueller Maschinen entlang der Hauptwege oder das zugängliche Beeinflussen der Pokémon-Status in Form des Supertrainings. Viele Verbesserungen werden den regelmäßigen Spielern auch gar nicht unbedingt bewusst – erst im direkten Vergleich bemerkt man, wie viel sich doch getan hat. Grundlegende Einschnitte im Gameplay und Präsentation sind natürlich unvorstellbar, waren aber in den Anfängen der Reihe auch Bestandteil der Entwicklung. Der Psycho-Typ galt in den Anfängen zu den gefährlichsten Typen – Simsala zählte auf Grund der enormen Geschwindigkeit in Kombination mit seinem hohen Spezialangriffswert zu den stärksten Pokémon überhaupt. Dies war unter anderem der Grund, warum die neuen Typen Unlicht und Stahl eingeführt wurden. Selbstverständlich war das sicherlich nicht der einzige Grund, aber zumindest wurde bei der Konzeption neuer Elemente stets darauf geachtet, bestehendes nicht allzu sehr zu verändern, sondern nur anzupassen. Der nie verhallende Schrei nach Neuerungen – eine regelrechte Innovationssucht – ist natürlich auch bei den Pokémon-Spielen und deren Entwickler eingetroffen – er wurde nicht reflektiert sondern mit Sicherheit absorbiert und damit auf keinen Fall ignoriert!
Geschrieben von Jonas Maier