Schon bevor Publisher Level-5 mit dem 3DS-Spiel Yōkai Watch im Sommer 2013 eine neue Trendwelle auslöste, rührte man mit dem Manga seit Anfang 2013 bereits die Werbetrommel. Obwohl Spiel und Manga anscheinend derselben Handlung folgen, gibt es dennoch ein paar Unterschiede in der Erzählstruktur. Beispielsweise begibt sich Hauptfigur Nathan Adams – anders wie im Videospiel – anfangs nicht auf Käferjagd, sondern findet den ominösen Kapselautomaten auf dem Weg nach Hause. Banalitäten, die man dem Manga beziehungsweise dem später veröffentlichten Videospiel nicht übelnehmen kann. Anmerkungen im Manga belegen zudem diverse Konzeptänderungen. Jedenfalls ist der erwähnte Kapselautomat der Ausgangspunkt der Handlung, denn neugierig wie Nathan nun einmal ist, fischt er mit einer 100-Yen-Münze eine Kapsel aus dem Gerät. Aus der Kapsel, die im Manga einem gerundeten Stein nicht unähnlich ist, fällt aber kein Spielzeug heraus, sondern der Yōkai-Butler Whisper. Ob es Nathan nun möchte oder nicht – Whisper will dem Grundschüler fortan unter die Arme greifen und führt ihn in die Welt der Yōkai ein. Diese sind Wesen der japanischen Mythologie, die sich im Yōkai-Watch-Universum aber weitgehend von ihren mythologischen Vorbildern unterscheiden und in Nathans Heimatstadt Lenzhausen jede Menge Unfug anstellen. Sehen kann man sie übrigens nur, wenn man die titelgebende Yōkai Watch, also eine Uhr, benutzt.
Kindgerechter Manga
Hauptsächlich dreht sich die Geschichte in Yōkai Watch also um das Aufspüren der titelgebenden Wesen und das Lösen ihrer Probleme. Oft, aber nicht immer, wird danach Freundschaft mit den Yōkai geschlossen, womit ein Wiedersehen in einem späteren Kapitel des Mangas durchaus möglich ist. Trotzdem wird ähnlich wie in der Anime-Serie Pokémon in jedem Kapitel meist ein spezieller Yōkai behandelt beziehungsweise eingeführt. Im ersten Manga machen wir unter anderem Bekanntschaft mit Fan-Liebling Jibanyan. Der Katzen-Yōkai verarbeitet gerade ein Trauma, denn als er noch eine Katze war, wurde er von einem Lastwagen überfahren und von seiner Besitzerin daraufhin als „schwach“ bezeichnet. So versucht er Rache an vorbeifahrenden Lastwagen an einer Kreuzung zu nehmen und Nathan versucht, ihm bei der Verarbeitung des Problems zu helfen. Solche und andere Geschichten werden im Manga in der Regel sehr kindgerecht behandelt. Tiefgründig ist die Story nicht und viele der Witze zünden bei erwachsenen Lesern nur bedingt. Ebenso fraglich ist die Lokalisierung, denn während im Spiel tatsächlich mit Euro bezahlt wird und die japanische Kultur damit einmal mehr verfälscht wird, bleibt es im Manga beim japanischen Zahlungsmittel. Vermeidbare Nichtigkeiten, die den Gesamteindruck aber kaum schmälern.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der zweiten Auflage): Ich gehöre wohl zu den wenigen Spielern, die Yōkai Watch tatsächlich seit der Erstveröffentlichung in Japan auf dem Schirm hatten. So habe ich mich 2016 sehr darüber gefreut, als man das Spiel hierzulande endlich veröffentlicht hatte. Da ich von der Anime-Serie aus meinem Umfeld kaum positive Resonanz vernommen habe, wollte ich mich zunächst einmal der Manga-Reihe widmen. Der erste Manga beginnt etwas anders als das Spiel, aber das stört mich kaum, da die Ausgangslage nach wie vor dieselbe ist und die Geschichte rund um die Yōkai sich anschließend gut entfalten kann. In den ersten Kapiteln werden hauptsächlich verschiedene Sachverhalte, die von den titelgebenden Wesen ausgelöst werden, vorgestellt. Es geht also fast die ganze Zeit nur darum, das Problem zu hinterfragen, zu lösen und anschließend Freundschaft mit den Yōkai zu schließen. Das ist zwar repetitiv, fängt die Atmosphäre des ebenso kindgerechten Videospiels aber sehr gut ein. Wer dieses mochte, darf auch beim Manga bedenkenlos zuschlagen.
Vielen Dank an Kazé Manga für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Yōkai Watch (Band 1)!