Obwohl der größte Teil der letzten Bände der Yōkai-Watch-Manga-Reihe nur wenige Überraschungen bot und mit Story-Wendungen geizte, konnte zumindest der achte Band die Handlungsstruktur ein wenig aufbrechen. Unter anderem wurde die Figur Erika Deneke eingeführt, die mit ihrem Yōkai Usapyon die Arbeit an einer Rakete begonnen hat. Diese Geschichte wird im neunten Band fortgeführt und entwickelt sich bis zu einem gewissen Grad sogar zum zentralen Handlungselement. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang der verzahnte Aufbau beider Handlungsstränge, denn neben Erikas und Usapyons Raketenbau werden ebenfalls die alltäglichen Abenteuer von Nathan Adams wieder in den Mittelpunkt gerückt und auf ganz bestimmte Art und Weise mit Erikas Geschichte vor- und zurückblickend verwoben. Im 81. Kapitel des Mangas gelingt es der Truppe um Nathan beispielsweise Frostina mit einer Gletscherklammer zum Yōkai Glazia zu fusionieren. Glazia schwebt kurz daraufhin fröhlich in die Welt hinaus und trifft dort auf Erika, um sie beim Bau der Rakete zu unterstützen. Ein ähnliches Bild zeichnet sich mit dem Yōkai Leodrio ab, der sowohl mit Erika als auch mit Nathan befreundet ist: Im entscheidenden Moment wird er von Nathan gerufen, sodass sich die Raketengeschichte unerwartet in eine andere Richtung entwickelt. Spannend und durchaus frisch!
Videospielherkunft mit Lücken
Des Weiteren kann der neunte Manga mit zwei weiteren Elementen bestechen. Einerseits baut der Manga an einer Stelle deutlich auf der Videospielherkunft auf. Die bereits angesprochene Fusionierung ist so auch in den Nintendo-3DS-Spielen möglich und selbst das Yōkai Pad, das Fans der Reihe aus dem zweiten Serienteil kennen, findet mehrfache Erwähnung in der neunten Ausgabe. Andererseits werden verschiedene Modelle der Yōkai Watch erwähnt, die auf Nathans Großvater Nathaniel zurückgehen. Wer nur den Manga liest und sich nicht wirklich für die Spiele interessiert, wird an dieser Stelle jedoch Verständnisprobleme haben. So setzt der Manga voraus, dass der Leser entweder die Spiele gespielt oder zumindest den ersten Anime-Film, der im deutschsprachigen Raum zum Zeitpunkt der Manga-Veröffentlichung noch in keiner Form verfügbar war, gesehen hat. Hätte sich der Manga mehr auf die Kernhandlung konzentriert und einen aufbauenden Handlungsstrang geboten, würde der Manga keinesfalls in Erklärungsnot geraten und den alleinigen Manga-Leser nicht mit einem verdutzten Blick zurücklassen. Kenner der Vorlagen dürften sich daran aber nicht stören und den Manga trotz der zufällig eingeworfenen Anmerkungen genießen. Lediglich der Humor, der sich über acht Bände mittlerweile abgenutzt hat, dürfte selbst einem Fan immer noch ein Dorn im Auge sein.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der ersten Auflage): In den letzten Ausgaben hatte es die Yōkai-Watch-Manga-Reihe wirklich sehr schwer, mit plötzlichen Wendungen oder interessanten Handlungsergänzungen zu punkten. Der neunte Band überzeugt überraschenderweise mit genau diesen beiden Elementen und verbaut sie in einer verzahnten Erzählstruktur. Da mittlerweile zwei verschiedene Handlungsstränge parallel voneinander ablaufen, ist dies nur eine logische Konsequenz und diese macht im Kontext auch durchaus Sinn. Es bleibt zu hoffen, dass die Manga-Reihe sich an diesem Aufbau orientiert, ihn ausbauen wird oder die beiden Storylines sogar teilweise zusammenlaufen lässt, um die Geschichte(n) aus einem ganz neuen Blickwinkel zu erleben. Einzig und allein der Humor ist und bleibt ein unnötiges Ärgernis, da sich die Gags seit vielen Ausgaben wiederholen und bis auf wenige Ausnahmen schlichtweg langweilen. Hier sollte sich Autor Konishi Noriyuki an die anfänglich kreativen Ideen zurückbesinnen und ein wenig Innovation einfließen lassen, damit es unterhaltsam bleibt.
Vielen Dank an Kazé Manga für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Yōkai Watch (Band 9)!