Review: Comic Girls (Vol. 2)

Nachdem Kazé Anime im Mai 2019 das erste Episodenpaket der Anime-Serie Comic Girls veröffentlicht hat, folgte nur einen Monat später die zweite Volume, die mit illustren Ideen und abstrusen Situationen sowohl inhaltlich als auch thematisch an das Seriendebüt anknüpft.

Es ist leider kein Geheimnis, dass sich ein japanischer Manga-Zeichner überaus anstrengen muss, damit er oder sie langfristig Erfolg auf dem Markt hat. Lange Arbeitszeiten bis spät in die Nacht, unermüdliches Zeichnen mit einer Deadline im Nacken, und ein unerschöpflicher Fundus an Ideen sind dafür unerlässlich. Animationsstudio Nexus hat sich diesen kritischen Umstand als Vorbild genommen, um die gleichnamige Manga-Reihe von Hanazawa Kaori in Anime-Form umzusetzen. So dreht sich in Comic Girls alles um eine Manga-Zeichnerin, die in den umkämpften Markt vordringen möchte. Hierbei handelt es sich um die leider noch erfolglose Oberschülerin Moeta Kaoruko, die peu à peu an der negativen Rückmeldung ihrer Leser zerbricht. Kaoruko wird daraufhin von ihrer Mentorin Amisawa Mayu dazu überredet, in ein spezielles Wohnheim für Manga-Zeichnerinnen zu ziehen. Hopfen und Malz scheinen bei Kaoruko noch nicht ganz verloren, wie es scheint. Im Wohnheim angekommen, lernt sie auch schon auf einen Schlag ihre drei neuen Mitbewohnerinnen Koizuka Koyume, Irokawa Ruki und Katsuki Tsubasa kennen. Während Ruki und Tsubasa schon erste Erfolge feiern konnten, sieht sich Koyume ähnlich wie Kaoruko selbst mit Problemen konfrontiert. Comic Girls erzählt so mit allen vier Charakteren hervorragend mehrere interessante Slice-of-Life-Geschichten.

Aufgesetzt wirkender Neuzugang

Wie schon bei der ersten Volume befinden sich auch auf dem Datenträger der zweiten von insgesamt drei Ausgaben wieder einmal vier Episoden. In der fünften und damit ersten Folge dieser Volume entfliehen die vier Freundinnen dem Alltag, um am Strand abzuschalten. Diese Idylle währt jedoch nicht lange, denn ständig müssen sie an die Arbeit denken. Gedanklich ist Koyume vor allem bei Tsubasa, in die sie sich klammheimlich verliebt hat. Damit sie Romantik in ihre Shōjo-Manga einfließen lassen kann, geht sie mit ihr auf ein Date. Das lassen sich Ruki und Kaoruko aber nicht nehmen und beobachten die beiden heimlich bei ihrer Verabredung. Mit der sechsten Folge verändert sich die Konstellation im Wohnheim, denn in dieser Episode taucht erstmals Fūra Suzu auf. Suzu beschäftigt sich in erster Linie mit dem Horror-Genre und versetzt ihre neuen Freundinnen zunächst in Angst und Schrecken, bevor sie sich auch als halbwegs normal entpuppt. Obwohl der neue Zugang durchaus positiv ist, damit die Storyline stets frisch bleibt, wirkt die Einführung der neuen Figur aufgesetzt und für den Zuschauer nur wenig nachvollziehbar. Auch in den darauffolgenden Episoden wird das volle Potenzial von Suzu nicht ausgeschöpft. Sie verkommt zur Randfigur und unterstützt lediglich den teilweise ganz schön absurden Humor von Comic Girls. Mit Suzu wäre deutlich mehr möglich gewesen.

Fortführung der Grundlagen

Trotz dieses Mankos wird es in der Anime-Serie niemals langweilig. Unter anderem entpuppt sich Lehrerin Nijino Miharu als großer Fan des Künstler Wing V., bei dem es sich in Wahrheit jedoch um Tsubasa handelt. Nicht nur thematisch bleibt alles beim gewohnten Genre-Ablauf, auch unter technischen Gesichtspunkten ähneln die vier enthaltenen Episoden dem Serienauftakt. Nach wie vor wird das Geschehen fast durchweg im bildschirmfüllenden 16:9-Format in der Full-HD-Auflösung dargestellt. Ausreißer gibt es in bestimmten Situationen, in denen diverse Emotionen der Charaktere in den Fokus gerückt werden. Hier werden die Figuren häufig wie in Manga respektive Comics in kleine Panels und noch dazu mit Animationen in Bewegung gesetzt. Der einzige Kritikpunkt bei der Bildqualität ist, dass manche Einstellungen unscharf wirken, auch wenn Licht- und Schatteneffekte erneut überzeugen. Musikalisch gibt es hingegen wieder den typischen Soundtrack in DTS-HD Master Audio 2.0 auf die Ohren, der oft mit munteren und selten auch mit melancholischen Klängen das Geschehen einfängt. Sowohl die deutschen als auch die japanischen Synchronsprecher unterstützen die Atmosphäre ungemein, wobei die japanischen Sprecher trotz aller Bemühungen ihrer deutschsprachigen Kollegen dank einer besseren Abmischung die Nase vorn haben. Bonusmaterial gibt es leider erneut nicht.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Obwohl der Einstand der Anime-Serie durchaus gelungen ist, verliert sich Comic Girls im zweiten Episodenpaket leider auch schon in Nebensächlichkeiten. Der Ausflug zum Strand oder die Leidenschaft von Lehrerin Nijino Miharu für Manga bringt die Rahmenhandlung kaum bis gar nicht voran. Auch die Einführung der neuen Manga-Zeichnerin Fūra Suzu ist vollkommen unnötig. Warum sie zum Wohnheim zurückkehrt, sie dort aber niemand kennt, bleibt sowohl für die Protagonisten als auch für den Zuschauer im Dunkeln. Immerhin wird in der achten Episode ein wichtiger Fakt genannt, der für den Ausgang der Serie in der nächsten Volume von Bedeutung sein kann. Nach dem sehr starken Serienauftakt und einem schwächelnden Mittelstück bleibt nur zu hoffen, dass Comic Girls mit der dritten und leider auch schon letzten Ausgabe zu einem befriedigenden Abschluss geführt werden kann. 

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Comic Girls (Vol. 2)!

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