Review: Rokka: Braves of the Six Flowers (Vol. 2)

Nachdem die Anime-Serie Rokka: Braves of the Six Flowers aus dem Jahr 2015 mehr als vier Jahre auf sich hat warten lassen, veröffentlichte der hiesige Publisher Kazé Anime das Werk von Regisseur Takahashi Takeo ohne lange Wartezeit im September und Oktober 2019.

Im Königreich Piena erzählen sich die Menschen seit Jahrhunderten die Legende vom bösen Dämonengott. Dieser kehrt, wenn er einmal besiegt wurde, trotzdem früher oder später wieder, um die Menschheit zu unterwerfen. Stets zur selben Zeit werden sechs Helden auserkoren, die die dunkle Gottheit bekämpfen sollen. An dieser Ausgangslage hat sich in der zweiten Volume von Rokka: Braves of the Six Flowers nichts geändert. Mittlerweile wurden die sechs Helden der kurz bevorstehenden Rückkehr des Dämonengottes auserkoren – und haben sich auf den Weg gemacht, um sich zu verbünden. Die zweite Volume der Anime-Serie knüpft hierbei an die Geschehnisse des Serienauftakts an. Statt sechs Helden kamen jedoch sieben Heroen am Tempel an, um die Schreckensherrschaft des Dämonengottes zu verhindern. Zu diesen Helden zählen neben Hauptfigur Adlet Myer das kleine Mädchen Charmot Rosso, ihre Tante und Anführerin des Himmelstempels Maura Chester, der dubiose Assassine Hans Humpty, Prinzessin Nachetanya Loei Piena Augustra, ihr Bodyguard Goldof Auora und die Schützin Flamie Speeddraw, eine Halbdämonin. Das heißt, dass einer von ihnen mit dem Feind kollaboriert, was sowohl in der Gruppe als auch beim Zuschauer Misstrauen hervorruft. Dies gipfelt darin, dass Held Adlet mit Flamie aus dem Tempel flieht, um sein Leben zu retten.

Undurchschaubare Charaktere

Rokka: Braves of the Six Flowers gelingt ein Kunststück, das andere Anime selten dermaßen gut umsetzen. Obwohl anfänglich Hans’ Erscheinungsbild und Verhalten den Zuschauer auf eine falsche Fährte locken sollen, fällt der Verdacht nicht auf ihn und ganz allgemein bleibt es auch in der zweiten Volume einige Episoden lang unklar, wer der Scheinheilige ist. Hauptsächlich wird die Story aus der Sicht von Adlet geschildert, da sich alle anderen Charaktere offenbar gegen ihn verschworen haben. Adlet kann Flamie nicht ganz von seiner Unschuld überzeugen, doch lässt sie ihn nach einer Besprechung ihrer Situation im Schutze der Nacht gehen. Durch zahlreiche Dialoge erfährt der Zuschauer mal mehr und mal weniger beiläufig sehr viel mehr über die vielschichtigen und facettenreichen Charaktere, ihre Gefühle zueinander und selbstverständlich ihre jeweiligen Beweggründe, das Böse in die Schranken weisen zu wollen. Mit der Zeit schaukelt sich die Stimmung weiter hoch, woraufhin die Lage eskaliert und mehrere Kämpfe zwischen Adlet und den anderen Helden entbrennen. So muss sich Adlet in der ersten Runde mit Hans auseinandersetzen. Dieser Kampf ist auch eines der Highlights von Rokka: Braves of the Six Flowers, da er die Dynamik der Serie gut wiedergibt. In einem Moment duellieren sich die beiden noch am Tempel, kurz darauf auch noch im Wald.

Herausragendes Gesamtbild

Es ist schlicht grandios, wie sich die Umgebung in den Kämpfen in die Inszenierung einfügt. Bäume, Säulen, Nebel oder Schattierungen – alles wirkt absolut stimmig, was aber auch dem mesoamerikanischen Setting geschuldet ist. Vergleichbare Serien wie Record of Lodoss War oder Grimgar, Ashes and Illusions setzen vor allem auf europäisierte Fantasy-Welten, die eher dem Standard entsprechen. Dank Full-HD-Auflösung und bildschirmfüllenden 16:9-Format kommt das Szenario mit detaillierten Charaktermodellen, die mit dem Hintergrund fast schon eine Symbiose eingehen, wirklich gut zur Geltung. Hinzu kommen sehr atmosphärische Licht- und Schatteneffekte, die jede Stimmung zusammen mit der bewusst melancholischen und actionreichen Musik im Tonformat DTS-HD Master Audio 2.0 in allen sechs enthaltenen Folgen der zweiten Volume wunderbar unterlegen. Sowohl die japanischen Synchronsprecher als auch die deutsche Vertonung verleihen den Protagonisten respektive Antagonisten so viel Leben, sodass das Gesamtbild von Rokka: Braves of the Six Flowers herausragend ist. Nur das digitale Bonusmaterial enttäuscht, da lediglich drei Clean Endings beiliegen. Immerhin ist einmal mehr ein 28-seitiges Booklet enthalten. Für unser Review stand dieses zwar nicht zur Verfügung, doch ist abermals von der gewohnten hohen Qualität des Publishers auszugehen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Der Serienauftakt von Rokka: Braves of the Six Flowers ist bereits großartig inszeniert, die zweite Volume legt aber noch eine ganze Schippe drauf. Wer darauf hofft, dass die Geschichte um den eigentlichen Kampf gegen den Dämonengott zu einem Ende geführt wird, wird höchstwahrscheinlich etwas enttäuscht sein. Rokka: Braves of the Six Flowers konzentriert respektive beschränkt sich stattdessen lieber auf die Entwicklung der sieben facettenreichen und vielschichtigen Figuren. Im furiosen Finale fühlt sich die Serie sogar eher wie eine Kriminalgeschichte denn wie ein Fantasy-Werk an. Hier übernimmt einer der Charaktere die Rolle des Ermittlers, der die Lösung bringt, auf die der Zuschauer seit dem Ende der ersten Volume wartet und hofft. Eine zweite Staffel der Anime-Serie ist trotz des furiosen Cliffhangers, nachdem die letzte Folge 2015 im japanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, leider sehr unwahrscheinlich. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich Passione oder irgendein anderes Animationsstudio erbarmen wird, um Rokka: Braves of the Six Flowers fortzusetzen, da sowohl Story, Szenario und Setting fantastisch harmonieren. 

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Rokka: Brave of the Six Flowers (Vol. 2)!

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