Review: Detektiv Conan (Box 6, Episoden 156–182)

Nach der fünften Serienbox von Detektiv Conan legte die kleine Spürnase eine etwas kürzere Sommerpause ein. Nach vier Monaten hatte das Warten auf den japanischen Detektiv am 31. August 2018 endlich ein Ende. In der sechsten Volume kann Conan wieder in sich aufgehen.

Im fünften Episodenpaket der Anime-Serie Detektiv Conan stand vor allem Haibara Ai im Mittelpunkt des Geschehens. Sie wurde in aller Ausführlichkeit behandelt und rückt daher aus erzähltechnischer Sicht in den Folgen der sechsten Serienbox in den Hintergrund. Tatsächlich kommt sie nur in wenigen Episoden zur Geltung, was womöglich auch daran liegt, dass ein weiteres Mal darauf verzichtet wird, die eigentliche Rahmenhandlung um die Organisation und die Männer in Schwarz voranzutreiben. Stattdessen wird der Fokus ein weiteres Mal auf kleinere Geschichten respektive Fälle verlagert, in denen allen voran Fans des Privatdetektiv Mōri Kogorō voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Unter anderem untersuchen Herr Mōri, seine muntere Tochter Ran und der titelgebende Held Edogawa Conan einen Mord in einem Freizeitpark, in dem ein Darsteller während einer Show ins Wasser stürzt und nicht wieder auftaucht. Warum der Bungeesprung fehlschlug, während er bei den vorherigen Springern allesamt problemlos verlief, liegt sowohl an den beiden Detektiven als auch am Zuschauer selbst, der unterschwellig von der Serie immer wieder dazu angestiftet wird, seine eigenen Vermutungen anzustellen und somit quasi an der Ermittlung passiv teilzunehmen. Dies ist nach wie vor ein Merkmal, mit dem Detektiv Conan anderen Anime-Serien weit voraus ist.

Zwei erzähltechnische Schwerpunkte

Allerdings ist der Anime-Serie anzumerken, dass sie des jeweiligen Falles wegen unglaublich konstruiert ist. Beispielsweise geschieht ein Mord in der Nähe von Sakihara Megumi, einer früheren Nachhilfeschülerin von Herrn Mōri. Dieser möchte seine ehemalige Schülerin nach langer Zeit besuchen, doch wird das Treffen jäh vom Tod ihrer Schwester überschattet, die beim Eintreffen des üblichen Trios durch die Explosion einer Autobombe stirbt. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich die Erzählung hier und da auf die Vergangenheit von Mōri Kogorō konzentriert. So möchte dieser mit seiner Tochter Ran und Conan im Schlepptau sein Wohnheim aus Studentenzeit besuchen. Kaum sind sie dort eingetroffen, bringt sich der Sohn der Besitzerin vermeintlich um. Dass hierbei jedoch nachgeholfen wurde, ist für Conan direkt sonnenklar und nimmt die Ermittlung noch vor den Augen von Kogorō auf. Dieser ist zwar nicht gerade begeistert vom vorlauten und neunmalklugen Bengel, lässt ihn dann aber doch freie Hand, um den Mord für die Polizei zu rekonstruieren. Dies ist im Grunde auch der zweite Schwerpunkt der sechsten Serienbox von Detektiv Conan, denn häufig ist es für den kecken Conan gar nicht mehr nötig, sein „Onkelchen“ zu narkotisieren, um anschließend dessen Stimme zu mimen und den Fall zu lösen: Eine durchaus interessante Entwicklung!

Zeit für beliebte Randfiguren

Dennoch bleibt in der sechsten Ausgabe der langlebigen Anime-Serie genug Platz für andere Charaktere. Bei den Einsätzen der Detective Boys kann Conan selbstverständlich wieder voll und ganz glänzen, ist aber ohne seine Freunde aufgeschmissen. Unterstützt wird die vier- bis fünfköpfige Truppen vor allem von Professor Agasa Hiroshi. In einer Folge hat dieser für die Kinder im Haus seines verstorbenen Onkels ein Rätsel vorbereitet, das diese lüften dürfen, um am Ende mit Spielzeug belohnt zu werden. Als das Spielzeug aber zerstört von den Detective Boys entdeckt wird, kommt der eigentliche Fall überhaupt erst ins Rollen. Wer Rans Freundin Suzuki Sonoko mag, kommt ebenfalls in den Genuss von ein paar Geschichten. Zusammen machen die beiden Oberschülerinnen mit Conan unter anderem einen Ausflug an den Strand der Halbinsel Izu, wo es jemand doch tatsächlich auf Sonoko abgesehen hat. Alle Storys sind interessant und abwechslungsreich gestaltet. Die aus dem Jahr 1999 stammenden Episoden spielen allesamt im selbigen Jahr, weshalb es interessant zu sehen sein wird, wie die Serie in Zukunft mit zeitlichen Differenzen umgehen wird. Beispielsweise wird bei der von Professor Agasa initiierten Schatzsuche eine Münze aus dem Jahr 1955 erwähnt, die nach dem Tod seines Onkels hergestellt wurde und damit die zeitliche Abfolge der Geschehnisse im Kontext ad absurdum führt. Abgesehen davon bietet die sechste Serienbox das gewohnt gute Gesamtbild.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf den Episoden 156 bis 182 der Serie): Detektiv Conan hat in der fünften Serienbox mit einer neu eingeführten Figur und der Fortführung der Rahmenhandlung die Messlatte hochgelegt. Leider kann die sechste Volume der Anime-Serie in dieser Disziplin nicht ganz an die Erfolge der vorherigen Ausgabe anknüpfen. Das ist aber nicht so schlimm, wie es klingt. Fans wissen schließlich, dass die meisten Fälle nicht mit dem großen Ganzen verbunden sind. Außerdem sind die einzelnen Detektivgeschichten auch unabhängig davon sehr spannend geschildert und mit abwechslungsreichen Ideen inszeniert. Hinzu kommt, dass insbesondere Edogawa Conan und Mōri Kogorō deutlich stärker charakterisiert werden. Insbesondere die Alkoholleidenschaft von Herrn Mōri dürfte nach der einen oder anderen Entwicklung in der siebten Volume noch von Bedeutung sein. Daher überzeugen auch die vorliegenden 27 Episoden nahezu auf ganzer Linie, die zudem die zweite Staffel der Serie abschließen. Unterm Strich bleibt aber zu hoffen, dass in der dritten Season wieder ein paar Informationen mehr zur Organisation fallengelassen werden – schließlich soll der Zuschauer auch weiterhin munter angehalten werden, um in die Welt von Detektiv Conan einzutauchen.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Detektiv Conan (Box 6, Episoden 156–182)!

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