Review: Detektiv Conan (Box 8, Episoden 207–230)

Ganze fünf Monate mussten Fans von Detektiv Conan auf die DVD-Fortsetzung der Anime-Serie warten, was sie in Anbetracht des starken Cliffhangers in den Episoden der siebten Volume auf eine harte Probe stellte. Im Mai 2019 durfte die Spürnase endlich wieder Fälle lösen.

Am Ende der Episoden der siebten Serienbox von Detektiv Conan ist es Haibara Ai gelungen, eine Probe des Gegenmittels für ihre und Edogawa Conans überaus heikle Situation zu finden. Seit dutzenden respektive hunderten Episoden müssen sie ihr Dasein in ihren geschrumpften Körpern als Kinder verbringen. Obwohl es ganz danach aussah, dass die Wirkung nicht von langer Dauer sein sollte, erwachte Kudō Shin’ichi in der 206. Episode nicht mehr in Conans Körper. Mit diesem Kniff hätte die Anime-Serie die Option gehabt, die Geschichte auf den Kopf zu stellen – und in den ersten Minuten der achten Serienbox sieht es auch ganz danach aus, dass diese Möglichkeit auch genutzt werden will. So verabredet sich Shin’ichi mit seiner geliebten Mōri Ran zu einem Date, während er von Ai aus der Ferne beobachtet wird, wie lange die Wirkung tatsächlich anhält. Das Date zwischen den beiden Turteltäubchen währt jedoch nicht lange, denn kaum haben die beiden am Tisch Platz genommen, wird vor dem Restaurant der Spieleproduzent Tatsumi Taiji ermordet. Shin’ichi eilt selbstverständlich sofort zum Tatort und darf dort nach sehr langer Abwesenheit endlich wieder Inspektor Megure Jūzō assistieren. Im Verlauf der spannenden Ermittelung lässt jedoch die Wirkung des von Ai entwickelten Gegenmittels peu à peu nach, was die Lösung des Falls erheblich erschweren soll.

Urlaub und Mordermittlung

Auch wenn sich Fans der Anime-Serie darüber längst im Klaren sind, dass der Status quo so schnell wie möglich wiederhergestellt wird, gehören die einleitenden Folgen dennoch zu den gelungensten Folgen der bisherigen Handlung. Insbesondere wie der Konflikt zwischen Ran und Shin’ichi mit einer sehr emotionalen Szene zwischen der Tochter des berühmten Privatdetektiven Mōri Kogorō und Conan gelöst wird, zeigt einmal mehr, wie menschlich die Figuren sind und wie nah sie dem Zuschauer in derlei Momenten gehen können. Leider wird der Vorfall in den weiteren Folgen eigentlich gar nicht beziehungsweise nur noch am Rande thematisiert, weshalb die eigentliche Rahmenhandlung prompt in den Hintergrund rückt. Stattdessen konzentriert sich die Anime-Serie einmal mehr auf einzelne und abgeschlossene Fälle, in denen aber wiederkehrende Charaktere in gleich mehreren Episoden in Erscheinung treten. Das prominenteste Beispiel ist wohl Kommissar Yokomizo Sango, der diverse Morde aufklären muss, bei denen das Dreigespann Kogorō, Ran und Conan zufällig in der Nähe waren. Hier scheint auch der Schwerpunkt der achten Serienbox zu liegen, denn ständig sind die drei Helden außerhalb von Beika respektive Tōkyō in auffällig vielen ländlichen Gegenden unterwegs, in denen sie es mit merkwürdigen Tätern und fragwürdigen Motiven zu tun bekommen.

Munteres Mitraten bei mysteriösen Fällen

Im Grunde sind alle Fälle der achten Volume sehr spannend, zumal sie trotz zahlreicher Konstruktionen nicht ganz so überdreht wirken, wie noch in der siebten Serienbox. Beispielsweise wird im Dorf Kagekuwa ein älterer Herr namens Okumura getötet, was zu einem regelrechten Aufruhr in der Gemeinde führt und Kogorō ordentlich auf Trab hält. In der hauptsächlich vom Tourismus lebenden Stadt Tenbu verschwindet wiederum bei der Jungfernfahrt einer Seilbahn plötzlich der amtierende Geschäftsführer Dōmoto Eizō, der nur wenige Sekunden später auf der Hand einer riesigen Statue tot aufgefunden wird. Fans der Detective Boys kommen aber ebenfalls wieder auf ihre Kosten und gehen mit ihnen auf die Suche nach einem Brandstifter oder machen mit ihnen und Professor Agasa Hiroshi Ausflüge in die Natur, bei denen sie aber selbstverständlich auch in Mordfälle verwickelt werden, die die Polizei zunächst als Unfälle kategorisiert. Jeder gezeigte Fall ist einzigartig und lädt munter zum Mitraten ein, wer denn wohl der Täter ist. Diese Einbindung des Zuschauers macht Detektiv Conan auch in den vorliegenden und aus dem Jahr 2000 stammenden Episoden besser als viele andere Anime-Serien. Auch der Zeitgeist um die Jahrtausendwende ist sehr gut zu erkennen, wenn Rans Mutter zum Beispiel einen MiniDisc-Player nutzt oder Conan von der damals noch bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland schwärmt, was in der Retrospektive sehr charmant ist.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf den Episoden 207 bis 230 der Serie): Auch wenn dem Zuschauer schon im Vorfeld bewusst sein sollte, dass die Anime-Serie Detektiv Conan unmöglich ihre titelgebende Hauptfigur verlieren kann, gehören die einführenden Episoden dennoch zu den besten Folgen, die das japanische Werk bisher hervorgebracht hat. Die Auflösung des Cliffhangers führt zu einem überaus emotionalen Moment zwischen Conan und Ran, woran zu erkennen ist, wie menschlich die einzelnen Protagonisten mittlerweile geworden sind. Es ist zwar bedauerlich, dass die Rahmenhandlung in den weiteren Episoden kaum bis gar nicht vorangetrieben wird, doch die einzelnen und für sich stehenden Kriminalfälle können auch alle für sich punkten. Hier und da übertreiben es die Köpfe hinter dem Projekt auch schon mal mit der abstrusen Inszenierung der einzelnen Morde, doch bleibt es vielleicht gerade auch deshalb so spaßig, Conan bei der Ermittlung zu zusehen und selbst mitzuraten, wer denn nun der Täter ist. Unterm Strich gehört die achte Serienbox von Detektiv Conan zu den Volumes der Serie, die sich wohl kein Fan des Franchises entgehen lassen sollte.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Detektiv Conan (Box 8, Episoden 207–230)!

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