Im Juli 2020 veröffentlichte Kazé Anime die vierte und leider auch schon letzte Volume der Anime-Serie Golden Kamuy. Obwohl in Japan im Herbst 2020 bereits die dritte Staffel an den Start ging, sind die letzten Folgen der zweiten Season jedoch für jeden Fan spannend gestaltet.
In der dritten Volume von Golden Kamuy hat der Zuschauer verschiedene Enthüllungen über sich ergehen lassen müssen. Mittlerweile weiß der Zuschauer, dass der Dieb Noppera-bō womöglich der Vater von Asirpa ist. Die Wahrsagerin Inkarmat ist hingegen davon überzeugt, dass der Dieb nicht Asirpas Vater sein kann. Stattdessen behauptet sie, dass der Ainu Kiroranke der Mörder ihres Vaters sei. Es kann sich also niemand sicher sein, was die Wahrheit in all diesem Wirrwarr ist. Eine der wichtigsten Fragen, die es in der vierten Volume von Golden Kamuy also zu klären gilt, ist die Identität von Asirpas Vater. Um das in Erfahrung zu bringen, macht sich die Gruppe rund um Protagonist Sugimoto Saichi auf zum Gefängnis in Abashiri im Osten von Hokkaidō, wo Noppera-bō gefangen gehalten wird. Hier zeigt sich ein weiteres Mal, dass die historischen Hintergründe in Golden Kamuy immer wieder zum Tragen kommen. So wurde das Gefängnis während der Meiji-Zeit gegründet und für politische Gefangene genutzt, wofür die japanische Stadt bis heute bekannt ist. Das Finale der zweiten Staffel wird dort mit einem Paukenschlag nach dem anderen beendet. Golden Kamuy bleibt trotz des offenen Endes dadurch gut im Gedächtnis, auch wenn vom Schatz nirgends eine Spur zu sehen ist. Hier wird die dritte Staffel aber genug Möglichkeiten bekommen, die Story fortzuspinnen.
Düstere Atmosphäre mit kulturellem Hintergrund
Wie schon in den vorherigen Volumes bleibt auch im vierten Episodenpaket der Anime-Serie genügend Spielraum, um die Kultur der Ainu einzufangen. In der neunzehnten Folge erfährt der Zuschauer beispielsweise, welche Bedeutung das Totengewand für die Ainu hat. Auch ein besonderer Aufschrei, wenn ein erlegter Bär durch eine Siedlung getragen wird, wird dem Zuschauer bei einem Dialog zwischen Sugimoto und Asirpa behutsam und in aller Ruhe erklärt. Unter technischen Gesichtspunkten stehen die Episoden der vierten Ausgabe von Golden Kamuy den vorherigen Folgen in Nichts nach. Ohnehin ändert sich die technische Qualität einer solch kurzlebigen Anime-Serie selten, doch Golden Kamuy bleibt sich ganz besonders treu. In den vorliegenden Folgen können die Charaktere einmal mehr mit vielen kleinen Details punkten. Die Hintergründe sind im Gegensatz dazu eher unscheinbar, bereichern aber dennoch die meist düstere Atmosphäre der Serie. Vor allem die dezent eingesetzten Lichteffekte wie die ausgestrahlte Wärme eines Lagerfeuers, die auf die Haut der Figuren fällt und die flüssigen Animationen punkten im bildschirmfüllenden 16:9-Format in der Auflösung von 1080p auf ganzer Linie. Ebenso überzeugen kann die bewusst eingesetzte Musik, die die Dramatik bereichert. Selten sind Wortgefechte und Action so spannend wie in Golden Kamuy.
Charakterinformationen en masse
Als besonderer physischer Bonus liegt der vierten Volume von Golden Kamuy ein Booklet bei, das auf 48 Seiten zahlreiche Informationen zu den wichtigsten Charakteren der Serie für den Zuschauer respektive den Leser bereithält. Diese Informationen beziehen sich jedoch nicht nur auf die Charakterzüge der Persönlichkeiten, sondern auch auf deren Ausrüstung, die sie in den 24 Episoden der Anime-Serie mit sich herumschleppen. So erhält der Leser einen Blick in die Taschen von Sugimoto und erfährt beiläufig mehr über Asirpas Bogen und das Katana von Hijikata Toshizō. Alle Inhalte sind mit einer gesunden Anzahl an Artworks aufbereitet, sodass alle Angaben wunderbar mit der Visualisierung belegt werden. Das zeigt einmal mehr, wie viel Liebe der hiesige Publisher in so manches Booklet seiner hierzulande veröffentlichten Anime-Serien fließen lässt. Zwei Art Cards, die die Figuren Tanigaki Genjirō und Ogata Hyakunosuke abbilden, fühlen sich in der Hand ebenfalls positiv an. Zu guter Letzt gibt es mit der Tattoo Card wieder ein Stück der „Schatzkarte“, was Fans ganz sicher gefällt. Schade ist jedoch, dass digitales Bonusmaterial fernab der fünf Mini-Episoden abermals fehlt. Wirklich schlimm ist das aber nicht, denn Golden Kamuy beweist mit Bravour, wie gut eine Anime-Serie mit einem alternativen und fast schon einzigartigen Setting überzeugen kann.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Golden Kamuy zeigt in der vierten und letzten Volume der Veröffentlichungsreihe, zu was das Medium Anime im Stande. Inhaltlich erreicht die Anime-Serie neue Höhepunkte, die mit vielen Wendungen und Überraschungen gespickt sind. Auch wenn die Serie mit der zweiten Staffel offen endet, bleibt zu hoffen, dass die dritte Staffel das ganze Spektakel noch einmal überbieten wird. In technischer Hinsicht knüpfen die Episoden der vierten Volume an den vorherigen drei Ausgaben an und bieten damit detaillierte Charaktermodelle und hübsche, aber unscheinbar wirkende Hintergründe. Das beiliegende Booklet ist ebenfalls eine Bereicherung für die Veröffentlichungsreihe, da der Zuschauer und Leser hier viele Details über die Figuren und ihre Habseligkeiten erfährt, die er beim Konsumieren der Anime-Serie vielleicht gar nicht erst bemerkt. Auf jeden Fall lässt die vierte Volume den Zuschauer mit einem angenehmen Gefühl zurück, das jedoch die Vorfreude auf die nächste Staffel ordentlich anheizt!
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplar von Golden Kamuy (Vol. 4)!