Review: Inuyasha (Box 1, Episoden 1–28)

Zwischen 1996 und 2008 erschien der Manga Inuyasha von Autorin Takahashi Rumiko. Im Jahr 2000 erhielt das Werk eine Anime-Umsetzung von Animationsstudio Sunrise unter Leitung von Regisseur Ikeda Masashi, die es mittlerweile auch auf Blu-ray Disc geschafft hat.

Inuyasha erzählt die wundersame Geschichte der Mittelschülerin Higurashi Kagome, die mit ihrer Mutter, ihrem Großvater, ihrem jüngeren Bruder Sōta und ihrem Kater Buyo in einem Schrein im Herzen von Japans Hauptstadt Tōkyō lebt. An ihrem fünfzehnten Geburtstag erhält sie von ihrem Großvater das sagenumwobene Shikon no Tama, das Juwel der vier Seelen. Durch dieses überaus wertvolle Geburtstagsgeschenk setzt Kagomes Großvater unwissentlich eine Kette von Ereignissen in Gang, die das Leben seiner Enkelin für alle Zeit auf den Kopf stellen soll. Noch am selben Tag wird ein Yōkai von diesem Juwel aus einem Brunnen angelockt und zieht Kagome mit ihren Klauen in die Tiefe, die daraufhin bewusstlos wird. Als sie wieder zu sich kommt, muss sie leidlich feststellen, dass sie etwa 450 Jahre in die Vergangenheit gereist ist und sich nun im Japan zur Zeit der streitenden Reiche befindet. Kaum im japanischen Mittelalter angelangt, lernt sie auch schon den titelgebenden Hanyō Inuyasha kennen. Der Halbdämon wurde vor fünfzig weiteren Jahren auf der Flucht vor der Miko Kikyō mit einem magischen Pfeil an einen Baum gebunden, da er das Shikon no Tama für seine persönlichen Zwecke scheinbar an sich reißen wollte. Von Kaede, Kikyōs jüngerer, aber inzwischen gealterten Schwester, erhält Kagome den Rat, Inuyasha unter keinen Umständen zu befreien.

Anime voller dämonischer Kräfte

Obwohl die Geschichte von Inuyasha für alle beteiligten Figuren glimpflich ausgehen könnte, schlägt sie natürlich eine ganz andere Richtung ein. Als der ominöse Yōkai auftaucht, gegen den sich Kaede und die anderen Dörfler nicht zur Wehr setzen können, geraten die Dinge außer Kontrolle. Als der Yōkai das Juwel der vier Seelen verschlingt, dadurch ungeheure Kräfte erlangt und auch noch Kagomes Leben beenden will, bleibt ihnen jedoch keine andere Wahl: Sie befreien den Halbdämon Inuyasha, der sie im Kampf tatkräftig unterstützt. Anschließend stolpert Kagome jedoch von einer Misere in die nächste. Kaum ist der Yōkai besiegt, bringt Kaede Inuyasha mit einem Bannzauber unter die Kontrolle von Kagome. Als dann auch noch das Shikon no Tama bei der Auseinandersetzung mit einem weiteren Yōkai zerbricht und zu allem Überdruss auch noch in hundert Richtungen verstreut wird, ist das Unglück angerichtet. Einerseits rückt Inuyashas Wunsch in weite Ferne, mit dem Juwel zu einem vollwertigen Dämon zu werden. Andererseits spricht sich sowohl bei den Dämonen als auch bei den Menschen schnell herum, dass das Juwel zerbrochen ist, denn schon ein kleiner Juwelensplitter ist dazu imstande, seinem Besitzer sehr viel Macht zu verleihen. So schließen sich Kagome und Inuyasha zusammen, um die Splitter zu suchen und schließlich wieder zusammenzusetzen.

Kagome in bester Gesellschaft

Takahashi Rumiko ist es mit Inuyasha vortrefflich gelungen, eine sehr spannende Geschichte zu erzählen, die auch in der Anime-Serie positiv heraussticht. Das liegt vor allem an beiden Hauptfiguren, die als Duo hervorragend funktionieren. Während Kagome mit einer Gabe gesegnet ist, die Juwelensplitter aufzuspüren, ist sie im Kampf weitgehend unterlegen. Inuyasha gleicht diesen Nachteil mit seinen Dämonenkräften zwar aus, doch auch er wird im Verlauf der Geschichte als tragische und sogar verletzbare Figur charakterisiert. Unter anderem erfährt der Zuschauer von Inuyashas Zwist mit dessen bösartigem Bruder Sesshōmaru oder der Beziehung zur sanften Kikyō. Ebenfalls erhält der Zuschauer Einblicke in Inuyashas Kindheit, wie er als Halbdämon gedemütigt wurde, und wie sich seine Schwäche auch als Erwachsener in Neumondnächten widerspiegelt. Im Verlauf der ersten 28 Episoden, die in der ersten Serienbox von Inuyasha enthalten sind, stoßen der Gruppe noch weitere Figuren bei. Zunächst einmal sei hier der fuchsähnliche Yōkai-Waise Shippō genannt, der die Gruppe mit dem Wirken von Illusionsmagie unterstützt. Miroku, ein buddhistischer Mönch, leidet an einem Fluch, der erst gebrochen wird, wenn der Hanyō Naraku bezwungen ist. Ein ähnliches Ziel hat die Dämonenjägerin Sango, deren Dorf durch Narakus Anhänger vollständig ausgelöscht wurde.

Humorvolle Heldenreise

Anhand dieser Ausführung dürfte klar sein, dass alles auf den Konflikt mit Naraku hinausläuft. Diese Auseinandersetzung kann in den ersten 28 Folgen von Inuyasha natürlich nicht geklärt werden. Viel mehr wird das Seriendebüt dazu genutzt, die Protagonisten und wiederkehrenden Nebenfiguren sowie Antagonisten vorzustellen und von einem Abenteuer ins nächste zu schicken. Dazu gehören sowohl abgeschlossene Episoden als auch Geschichten, die sich über mehrere Folgen strecken. Ein paar der Begegnungen haben auch einen Einfluss auf die weitere Entwicklung der Story. Positiv ist anzumerken, dass die Serie nicht durchweg ernst ist, sondern genügend Raum für Humor lässt. Bestes Beispiel dürfte Kagomes Großvater sein, der seine Leiden und Krankheiten dazu verwendet, um Kagomes Mitschülerinnen ihre Abwesenheit in der Schule zu erklären. Auch Kagomes Wut, die Inuyasha oft provoziert, fällt in diese Kategorie. In diesem Punkt spielt die deutsche Vertonung eine wichtige Rolle, denn Ulrike Greitner-Jenni und Dominik Auer verleihen Kagome und Inuyasha viel Charme. Im Vergleich hat die japanische Originalfassung die Nase aber vorn, da viele japanische Namen und Begriffe in der deutschen Version falsch ausgesprochen werden. Schade in beiden Tonspuren ist, dass die Intro-Songs „Flieg durch die Zeit“ von Petra Scheeser und „Change the World“ von V6 gestrichen und mit der, wenn auch tollen Musik von Wada Kaoru ausgetauscht wurde.

Fantastische Anime-Umsetzung

Die visuelle Umsetzung von Takahashi Rumikos Zeichenstil, den der Zuschauer womöglich noch vom Manga und Anime Ranma ½ kennt, ist Animationsstudio Sunrise wirklich geglückt. Sämtliche Charaktere sind liebevoll animiert und auch die Hintergründe passen hervorragend zu der mittelalterlichen Atmosphäre. Selbst wenn Computergrafiken für die Gestaltung von Effekten oder anderen Aspekten der Serie genutzt wurde, so fällt sie überhaupt nicht auf. Inuyasha gehört damit auch zwei Dekaden nach der japanischen Erstausstrahlung zu den hübschesten und angenehmsten Anime überhaupt. Lediglich bei langsamen Kamerafahrten ist in regelmäßigen Abständen ein leichtes Stottern zu vernehmen, was aber genauso zu verschmerzen ist, wie das 4:3-Bildformat. Letztere Entscheidung, in der HD-Version nicht ins Bild hineinzuzoomen, um den Bildbereich auf Breitbildfernsehern komplett auszufüllen, ist absolut zu begrüßen. Nur so gehen keine Bildinformationen verloren. Zudem ist das Bild klar und gestochen scharf, sodass sich an diesem Umstand wohl kaum jemand stören dürfte. Allerdings ist es mehr als nur schade, dass der ersten Serienbox kein Bonusmaterial beigelegt wurde. Weder haben es digitale Inhalte auf die vier Datenträger mit jeweils sieben 24-minütigen Episoden geschafft, noch liegt der Box ein Booklet mit Episodenguide zum Nachlesen bei. Immerhin ist die erste Volume äußerst stabil produziert und bietet allen vier Blu-ray Discs reichlich Schutz.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Leider war es mir nie vergönnt, Inuyasha in meiner Jugend vollständig anzusehen. Zwischen langem Schulunterricht, Sportaktivitäten am Nachmittag und zu vielen Fernsehmöglichkeiten in den Abendstunden blieb mir leider kaum eine Möglichkeit, die Anime-Serie zu verfolgen. Erst die Blu-ray-Veröffentlichung von Kazé Anime hat mir viele Jahre später die Möglichkeit gegeben, Inuyasha ab der ersten Episode wirklich zu genießen. Letzteres ist wortwörtlich gemeint, denn die Anime-Serie ist nicht nur ein hübscher und schön animierter Augenschmaus, an dem ich mich gar nicht satt sehen kann, sondern auch in inhaltlicher Natur gelungen. Die Geschichte ist äußerst spannend inszeniert und mit vielen Rückblenden gespickt, die das verflochtene Schicksal der Helden immer wieder betont. Letztere sind zudem so unterschiedlich gestaltet, dass es eine wahre Freude ist, sie peu à peu kennenzulernen und ins Herz zu schließen. Auch wenn mir die deutschen Synchronstimmen sehr gut gefallen, finde ich es dennoch sehr schade, dass nicht konsequent genug darauf geachtet wurde, dass japanische Namen und Begriffe korrekt ausgesprochen werden. Ein Glück, dass auch die japanische Originalfassung mit an Bord ist. Nostalgiker werden es aber vermutlich bedauern, dass sowohl der deutsche als auch der japanische Intro-Song gestrichen und mit der typischen Musik aus der Serie ersetzt wurde. Nichtsdestotrotz bleibt Inuyasha eine sehr gelungene Anime-Serie. Ich freue mich auf die zweite Serienbox!

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Inuyasha (Box 1, Episoden 1–28)!

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