Review: Spielestudio

Auf der Nintendo Switch hat Nintendo zuletzt mit Super Mario Maker 2 eine großartige Software auf die Beine gestellt, die uns kunterbunte Super-Mario-Levels bauen lässt. Spielestudio geht einen Schritt weiter und in die Tiefe und lässt uns gleich ganze Minispiele entwickeln.

Kreativität ist wohl das Steckenpferd von Nintendo. Anstatt nach der Super-Mario-Maker-Serie den Fokus auf eine andere Videospielreihe zu legen, drückt uns Nintendo mit dem von Masuda Naoki erdachten Spielestudio eine etwas mächtigere Software in die Hand. Hier lassen sich nicht nur Levels, sondern auch verschiedene Spielmechanismen festlegen. Auf den ersten Blick kann der Baukasten von Spielestudio sicherlich erschlagen, doch bietet die Software leicht verständliche Tutorien, die uns peu à peu in die zahlreichen Optionen einführen. Der Fantasie sind damit fast keine Grenzen gesetzt, denn während wir bei den einführenden Lektionen zunächst ein leicht zugängliches Fangspiel für zwei Spieler entwickeln, kommen im späteren Verlauf auch Genres wie Rennspiele hinzu. Spielestudio deckt vieles ab, kann aber vor allem bei komplexen Gattungen wie der Echtzeitstrategie oder Rollenspielen nicht mit richtiger Programmiersoftware oder Editoren wie dem RPG Maker mithalten. Viel mehr steht bei Spielestudio auch nicht das Ergebnis, sondern der Weg dorthin im Mittelpunkt. Nintendo versucht, das Programmieren so wenig wie möglich als Arbeit, sondern tatsächlich als Spaß zu gestalten. Das gelingt der Software definitiv, sofern wir uns denn auch tatsächlich auf alle Lektionen einlassen, denn nur hier lernen wir die Zusammenhänge verständlich kennen.

Abwechslungsreiche Minispielprogrammierung

Aus diesem Grund ist es keine gute Idee, direkt nach dem ersten programmierten Minispiel in den freien Modus zu wechseln. Es gibt einfach zu viele der so genannten Knotixe, als dass wir direkt wie aus dem Nichts ein Minispiel auf die Beine stellen können. Bei diesen Knotixen handelt es sich um sämtliche Elemente, die wir auf der blaupausenartigen Oberfläche unseres Spiels verteilen. Knotixe können somit Oberflächen, Wände, Plattformen, einzelne Objekte wie herumfliegende Bälle oder unsere Spielfigur sein. Zu den Knotixen gehören aber auch jene Elemente, die wir gar nicht sehen können. Steuerungsbefehle müssen genauso eingestellt werden wie Sieges- und Niederlagebedingungen. Später ist es auch möglich, Bestandteile der Minispiele noch weiter zu individualisieren, indem wir Texturen zeichnen oder ein wenig bei der Musik tricksen. Nintendos Spielestudio ist abwechslungsreich und wer eine kostenpflichtige Nintendo-Online-Mitgliedschaft besitzt, kann seine Minispiele über das Internet mit der Welt teilen oder von dort auch neue Ideen beziehen. Klasse! Ebenfalls positiv fällt die schiere Auswahl an Eingabemöglichkeiten auf. Wir können die Software entweder per Knöpfchensteuerung, per Bewegungssteuerung über die Joy-cons, über den Touchscreen im Handheld-Modus oder sogar mit einer USB-Maus bedienen. Wirklich wahr! Ein klarer Pluspunkt!

Steriles, aber logisches Gesamtbild

In technischer Hinsicht baut Spielestudio eher auf einfache Formen und detailarme Grafiken. Das ist aber nicht so schlimm, wie es sich zunächst anhört. Die Software möchte zuallererst ein Baukasten für Nachwuchstüftler sein, die ohne große Programmierkenntnisse in genau deren Faszination einsteigen wollen. So gehen die verspielte Optik und die recht einfachen grafischen Elemente Hand in Hand und wirken, wie wir es von der Software aus dem Hause Nintendo kennen, wie aus einem Guss. Nicht nur die visuellen Eigenschaften passen zum Gameplay, auch die auditive Note ist auf Spielestudio zugeschnitten. Der dezent eingesetzte Soundtrack der Software beruhigt von der ersten Minute an mit sanfter Fahrstuhlmusik oder auch diversen angenehmen Klängen, die zum Geschehen der von uns erstellten Minispiele passen. Die Melodien sind logisch auf das Setting ausgelegt, können in den eher trockenen Lektionen aber durchaus zu einer Geduldsprobe werden. Wer zu viel Zeit am Stück in den Baukasten versenkt, könnte der Dudelei schnell überdrüssig werden. Wenn ihr aber nur alle paar Tage einen Blick ins Spielestudio werft, fällt dieses Defizit aber kaum bis gar nicht auf. Letzteres ist im Übrigen durchaus zu empfehlen, denn über die Zeit hinweg werden sicher mehr Minispiele online bereitgestellt werden, die für viele neue Erfahrungen sorgen können.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit: Spielestudio ist eine wunderbare Software für all jene, die nicht die Muße haben, sich Programmierkenntnisse anzueignen oder explizit an Experten gerichtete Programme auszuprobieren. Das heißt aber keinesfalls, dass Nintendos Spielestudio nicht komplex ist. Es gibt eine große Auswahl an Optionen und detaillierten Einstellungsmöglichkeiten, die den Titel zu einem wahren Genuss machen. Kompliziert sind die wenigsten Punkte, doch bevor ich die Möglichkeit habe, von Grund auf eigene Minispiele zu kreieren, muss ich mich durch die Lektionen kämpfen. Diese bringen mir alle Kniffe bei, treiben mich aufgrund relativ vieler Wiederholungen aber regelmäßig zur Weißglut. Jüngeren oder eher unerfahrenen Spielern kommt das aber vermutlich sehr entgegen. Schade, dass es keinen Mittelweg gibt. Ebenso ist es bedauerlich, dass für das Beziehen von weiteren Minispielen, die von anderen Spielern stammen, eine Nintendo-Online-Mitgliedschaft zwingend erforderlich ist. Da diese für mich keinen Mehrwert bietet, bleiben mir so viele kreative Ideen von anderen Spielern verwehrt. Wenn ihr also nicht nur lokal mit Freunden Minispiele austauschen und darüber hinaus frische Impulse aus dem Netz beziehen wollt, müsst ihr das im Hinterkopf behalten, um auch nach den Lektionen und erstellten Minispielen für den Eigenbedarf langfristig Spaß mit Spielestudio haben wollt.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Spielestudio!

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