Fans der Anime-Serie ReLife mussten nach der Veröffentlichung der zweiten Ausgabe nicht lange warten. Schon im November 2020 ging die Reise für den verjüngten Protagonisten in die letzte Runde der regulären Serie. Diese endet für den Zuschauer aber leider viel zu abrupt.
Herausgeber Kazé Anime bezeichnet die aus dreizehn Folgen bestehende Anime-Serie als eine „Mischung aus romantischer Komödie, Slice of Life und Drama“. Damit trifft der Publisher voll ins Schwarze und deckt so gut wie alle wichtigen Elemente von ReLife ab. Im Mittelpunkt der Serie steht nach wie vor Kaizaki Arata, der vom ReLife-Forschungsinstitut für ein Programm verjüngt wurde. Er muss die Schulbank drücken. Dahingehend hat sich der Fokus der Erzählung verschoben. An der Aoba-Oberschule lernt er verschiedene Mitschüler kennen und wird in ihr Leben mit ihren Problemen involviert. Dennoch sind diese Geschichten zum Teil auch losgelöst von der Rahmenhandlung. Der Zuschauer hat zum Ende der zweiten Volume erfahren, dass die Aoba-Oberschule über ein Volleyballteam verfügt. Kariu Rena hat sich aufgrund einer Fußverletzung mit ihrer Teamkollegin Tamarai Honoka zerstritten. Aus gesundheitlichen Gründen kann sie erst einmal nicht mehr trainieren und ist aus besagtem Grund zunehmend frustriert. Am Tag des letzten gemeinsamen Volleyballspiels bleibt Rena zunächst fern. Ihre gemeinsame Freundin Hishiro Chizuru kann das natürlich nicht zulassen und will sie überreden, die Streitigkeiten beizulegen und zum Spiel zu gehen. Arata wird als zusätzliches Sprachrohr instrumentalisiert, hat sonst aber leider keine starke Bedeutung.
Feuerwerk der Gefühle
Dies ist ein Problem, worunter die letzten Episoden von ReLife ein wenig leiden. Die Serie hätte die Pflicht, zu einem runden Abschluss geführt zu werden, was so aber kaum möglich ist. Ohne ein Ziel vor Augen zu behalten, kann das Ende zumindest im Sinne der eigentlichen Handlung nicht funktionieren. Dennoch gibt es sehr wichtige Momente für die Hauptfigur. Während sich die zehnte Folge auf das Volleyballspiel konzentriert, erlebt der Zuschauer in der elften Episode, wie Arata am Grab seiner ehemaligen Vorgesetzten in schummrigen Erinnerungen schwelgt. Der Zuschauer bekommt ein Gefühl dafür, warum sich Arata mehr und mehr aus dem sozialen Leben zurückgezogen hat und zu der Person geworden ist, die in der Serie dargestellt wird. In der zwölften Episode verlagert sich der Fokus auf Ōga Kazuomi. Diesem wird klar, dass er Gefühle für Chizuru hat. Was schon eine schwierige Geburt ist, wird in der dreizehnten Folge auf die Spitze getrieben. Die letzte Folge der regulären Serie von ReLife steht ganz im Zeichen eines Feuerwerks, wo Kazuomi und Rena endlich alleine Zeit verbringen können. Hier zeigt Regisseur Kosaka Tomochi, mit wie viel Feingefühl er mit dem Thema Liebe umgeht. Dieser Dialog fühlt sich deshalb auch sehr, sehr natürlich an. Zum Abschluss gibt es trotzdem eine wichtige, wenn auch kleine Überraschung für den Zuschauer.
Audiovisuell rundes Gesamtbild
Visuell besticht ReLife einmal mehr mit seinem markanten Charakterdesign. Die Figuren sind durchweg sehr schön gezeichnet. Zudem sind sie facettenreich animiert. Für den Zuschauer ist es ein wahrer Genuss, die Charaktere bei ihrem turbulenten Alltag zu begleiten. Das liegt vielleicht auch daran, dass sich die Figuren wunderbar in die Hintergründe und Umgebungen einfügen. So kommen sämtliche Szenen wie schon in den beiden vorherigen Volumes erneut im bildschirmfüllenden 16:9-Format zur Geltung. Hinzu kommt der markante Soundtrack von Komponist Tsuboguchi Masayasu, der allen voran auf Klavierklänge setzt. Das passt zu den ruhigen als auch zu den traurigen Momenten. Vor allem wenn Aratas frühere Kollegen nach dem Tod seiner ehemaligen Vorgesetzten über eben diese herziehen, entwickelt sich die Musik derart dynamisch, dass die Anime-Serie ReLife trotz des Tonformats Dolby Digital 2.0 auch auditiv erinnerungswürdig bleibt. Bei der Wahl der Synchronisation hat der Zuschauer die Wahl zwischen dem fantastischen japanischen Originalton und der ebenfalls sehr guten deutschen Synchronisation. Schade ist hierbei nur, dass die deutschen Untertitel bei Wahl der japanischen Tonspur nicht abgeschaltet werden kann. Bonusmaterial gibt es abermals nur in Form eines achtseitigen Booklets. Zum Abschluss der regulären Serie wäre mehr erwartbar.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): ReLife wird in der dritten und leider auch schon letzten Volume der regulären Anime-Serie wunderbar fortgeführt, aber leider gar nicht wirklich abgeschlossen. Nach dem letzten Abspann lässt mich die Anime-Serie mit meinen Gedanken alleine. Es wird mir trotz einer kleinen Überraschung keine Lösung präsentiert, was an dieser Stelle etwas bedauernswert ist. Vor allem da ReLife in audiovisueller Hinsicht eine der schöneren Anime-Serien der 2010er-Jahre ist, hätte ich mir für das Ende der Anime-Umsetzung mehr gewünscht. Natürlich können die einzelnen Charaktere alle für sich überzeugen und auch unterhalten, aber dennoch darf ein Werk nie vergessen, das Ziel aus den Augen zu verlieren. Dies ist allerdings wie immer ein Umstand, der so viele Anime-Serien betrifft, die auf einem zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht abgeschlossenen Manga basieren. Bleibt zu hoffen, dass die vier Episoden der Original Video Animation daran etwas ändern. Ich würde es mir für ReLife wünschen!
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von ReLife (Vol. 3)!