Im Jahr 2019 erschien das Rollenspiel Various Daylife von Entwicklerstudio DokiDoki Groove Works im Rahmen des Apple-Arcade-Programms. In Anbetracht der verhältnismäßig geringen Reichweite dürften die Wenigsten diesen Titel von Square Enix deswegen kennen. Mit den Portierungen für die Switch, den PC und die PlayStation 4 könnte sich das jedoch ändern.
Handlungstechnisch setzt das Spiel sieben Jahre nach der Entdeckung des Kontinents Antoecia ein. Inzwischen wurde in der neuen Welt die Stadt Erebia gegründet, in der alle Kolonisten zuerst an Land gehen. Auch unser Protagonist Pielle, den wir auf Wunsch zu Beginn des Spiels umbenennen dürfen, ist einer dieser Kolonisten. Er möchte auf dem Kontinent sein Glück finden. So schlicht ist die Ausgangslage von Various Daylife und viel dürfen wir von der Story des Rollenspiels auch nicht erwarten. Das heißt aber nicht, dass diese nicht mit interessanten Themen spielt. Unter anderem ist es unsere Aufgabe, das Land zu erschließen. Schon früh im Spiel erfahren wir, dass schon einmal eine Zivilisation auf Erebia existiert hat. Mehr wollen wir an dieser Stelle dazu aber nicht verraten. Viel interessanter ist ohnehin der Umgang mit den illustren Charakteren, die sich uns im Verlauf der Geschichte anschließen. Diese Figuren sind zwar recht oberflächlich geschrieben, doch sind sie abwechslungsreich genug, um uns bei Laune zu halten. Je mehr Zeit wir mit den Figuren verbringen, desto mehr wachsen sie uns ans Herz. Unter anderem erfahren wir mehr über unseren Kumpel Bruno und dessen Schwester. Ebenso die Vergangenheit der Kellnerin Efil gilt es aufzuarbeiten. Hinzu kommen unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale, die die zahlreichen Dialoge schmücken.
Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit
In puncto Gameplay bedient sich Various Daylife verschiedenen Mechaniken des Rollenspielgenres, setzt diese aber nicht immer ausreichend genug um. Auch wenn wir mit unserem Freundeskreis, der sich immer weiter vergrößert, in die umliegenden Gebiete von Erebia ausrücken können, um dort Monster in rundenbasierten Kämpfen zu verdreschen, konzentriert sich der Titel vor allem auf die zwischenmenschlichen Beziehungen der Charaktere und ihre Arbeit. Ausgangspunkt stellt unser Haus dar. Hier wählen wir aus einem Menü die Tätigkeit aus, der wir am Tag oder in der Nacht nachgehen wollen. Peu à peu bringt und die Arbeit der Freunde, denen wir unter die Arme greifen, Geld ein. Außerdem steigern wir die Ränge unserer Attribute wie Lebensenergie, Stärke, Geschicklichkeit, Intelligenz und Co. Je nach gewählter Arbeit können wir die Differenz bis zum nächsten Rang auch wieder vergrößern, denn wer nur Bücher in der Bibliothek wälzt, verlernt laut der Logik von Various Daylife, wie es ist, ein Schwert zu führen. Außerdem sollten wir auf den täglich wechselnden Multiplikator achten. Damit lassen sich Attribute gezielt verbessern, den Fortschritt aber genauso gut stilllegen. Um die Arbeit kommen wir übrigens nicht herum, denn nur diese beschert uns Erfahrungspunkte für die richtigen Stufenaufstiege, die gleich alle Attribute dezent verbessern.
Geld regiert die Welt
Bei dem einen oder anderen könnte sich jetzt die Frage stellen, wenn es doch Stufenaufstiege gibt, warum das Spiel zusätzlich mit Rängen arbeitet. Diese Frage ist leicht beantwortet, denn zu Beginn des Spiels wird durch eine Fragerunde unsere Klasse wie Krieger bestimmt. Wenn wir Zeit mit Bruno, Efil, Gilda, Melhard und Konsorten verbringen und mit ihnen zusammen arbeiten, schalten wir der Reihe nach auch ihre Jobs frei. Entsprechend können wir unseren Charakter durch die Ränge bei den Attributen gezielt in die Richtung des gewünschten Berufs lenken. Unsere Begleiter verbessern wir im Übrigen dadurch, dass wir sie trainieren. Dies kostet aber eine Menge Geld, weshalb wir ohne Arbeit nicht auskommen können. Außerdem verbraucht der Arbeitsalltag sowohl Ausdauer als auch Stimmung. Sind wir nicht in der Stimmung, kann es sein, dass die Arbeit fehlschlägt und wir dafür nur ein Bruchteil des Lohns kassieren. Wenn wir es übertreiben, kippen wir am Abend auch schon mal um, was je nach Fortschritt bei den Attributen eine mittlere bis große Katastrophe ist. Anschließend müssen wir uns ein paar Tage im Bett ausruhen, was schließlich dazu führt, dass unsere Fortschritte zum Großteil rückgängig gemacht werden. Um Ausdauer und Stimmung zu heben, sollten wir mit Freunden zum Beispiel ins Restaurant gehen. Ihr habt es erraten: Auch das kostet Geld!
Wanderschaft mit Hindernissen
Damit wir die Handlung von Various Daylife vorantreiben können, müssen wir jedoch die Gildenaufträge erfüllen. Haben wir einen Auftrag angenommen, pilgern unsere Charaktere ganz im Stile von Miitopia automatisch auf einer Schiene los. Unterwegs kommt es immer wieder zu Zufallskämpfen, die das Abenteuer unterbrechen. In rundenbasierten Kämpfen legen wir uns mit Wölfen, Riesenmäusen, Adlern und anderem Getier an. Ein Herausstellungsmerkmal des Kampfsystems sind Angriffe, die wir miteinander verketten können. Blitze, Feuer und Schwerthiebe können richtig angeordnet eine Menge Schaden ausrichten. Das Spiel ist hierbei immer fair und gibt uns freundlicherweise die Hinweise, welchen Angriff wir ansetzen müssen, um den Bonusschaden zu steigern. Trotz allem steigt im Verlauf der Wanderung der Schwierigkeitsgrad je nach Level der Helden an, denn mit jedem Schritt sinken temporär die maximalen Lebenspunkte unserer Helden. Während wir also bei den ersten Kämpfen noch recht entspannt agieren, könnten spätere Gegner zu einem Problem werden. Wer aber viel Zeit mit Arbeit und mit den Charakteren verbringt, die dadurch Spezialfähigkeiten erlernen, dürfte aber kaum Probleme im Spiel bekommen. Anhand solcher Mechaniken ist aber sehr gut zu erkennen, dass Various Daylife einfach anders wie herkömmliche Rollenspiele funktioniert.
Tolle, aber nicht zu Ende gedachte Ideen
Wie bereits angedeutet, funktionieren die Spielmechaniken für sich genommen gut. Allerdings sind sie oft nicht konsequent genug ausgearbeitet. Beispielsweise ist die Arbeit einfach ein Befehl, dessen Ausgang im Hintergrund lediglich berechnet wird, während unser Held das Haus verlässt und zwölf Stunden später wieder eintritt. Auch das Erkunden der Spielwelt ist, wenn überhaupt, nur in der Stadt leicht möglich. Außerhalb der Stadtmauern läuft das Geschehen nahezu automatisch ab. In der Stadt können wir uns immerhin auf zweidimensionalen Bahnen frei bewegen. Wirklich sinnvoll ist das aber nicht. Jedes Mal, wenn wir irgendwo ein Ereignis in einem Gespräch ausgelöst haben, landen wir wieder zuhause. Besonders dann, wenn wir mehrfach Zeit mit bestimmten Charakteren verbringen wollen, ist das ständige Zurücklaufen als nervig anzusehen. Nichtsdestotrotz fühlen sich die Mechaniken meistens sehr belohnend an, da wir für alle Aktionen irgendwelche Boni, wenn häufig auch Mali, erhalten. Technisch läuft die PC-Fassung auch auf älteren Systemen flüssig. Zudem gefällt uns der Stil des Spiels, der an Bravely Default und Octopath Traveler erinnert. Auch die Musik ist passend, hat für unseren Geschmack aber eine zu geringe Varianz. Various Daylife ist kein Meisterwerk geworden, aber immer noch eine ganz gute Wahl zum Zeitvertreib zwischendurch.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der PC-Fassung): Various Daylife ist ein Spiel, mit dem ich sehr wohl meinen Spaß haben kann. Zwar ist die Story alles andere als bahnbrechend, aber gerade die Charaktere machen das Spiel für mich so interessant. Diese wirken auf den ersten Blick recht oberflächlich gestaltet. Bei genauerem Hinsehen sind allerdings viele kleine Details zu erkennen, die die Figuren so liebenswert machen. Ich verbringe gerne Zeit mit Arbeiten, um Geld zu verdienen. Anschließend kann ich die Charaktere einladen und mehr über sie erfahren. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass mehr Zeit in die Entwicklung gesteckt worden wäre. So gut die Spielmechaniken für sich funktionieren, so wenig überzeugt ihre Präsentation. Das Arbeiten wird beispielsweise gar nicht gezeigt. Durchdachte Minispiele hätten hier Wunder bewirkt. Auch dass ich die Spielwelt nicht völlig frei erkunden kann, finde ich nicht so ansprechend. Trotzdem verstehe ich einige dieser Designentscheidungen, denn so fallen die Tage im Spiel kurz aus. Da Various Daylife auf ein Kalendersystem setzt, in welchem auch Geburtstage Platz haben, motiviert die Zusammensetzung immer wieder, zumindest kurz für ein bis zwei Stunden ins Spiel zu schauen. Ein episches Rollenspiel ist der Titel aber nicht!
Vielen Dank an Square Enix für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Various Daylife!