Black Fox aus dem Jahr 2019 ist ein Anime-Film, der gleich von zwei Regisseuren stammt. Nomura Kazuya und Shinohara Keisuke vermischen Cyberpunk, Ninja-Action und Film Noir zu einem vielfältigen Feuerwerk, das an ein paar Stellen aber nicht so ganz zünden will.
Im Mittelpunkt der Handlung von Black Fox steht die angehende Studentin Isurugi Rikka, die als Vorbild ihren Vater Allen auserkoren hat. Sie möchte gegen den Willen ihres Großvaters Hyōei eine Wissenschaftlerin werden. Hyōei will Rikka hingegen die Ninja-Künste ihrer Familie lehren, sodass Rikka diese eines Tages wiederum an ihre Nachfahren weitergeben kann. Viele Jahre später kehrt Rikka an ihrem Geburtstag zurück nach Hause. Der freudige Anlass entwickelt sich jedoch zur Trauerfeier, denn zuhause angekommen, muss Rikka von ihrer Familie Abschied nehmen. Allens ehemalige Arbeitskollegen sind mit militärischer Hilfe in sein Labor eingedrungen und wollen die von Allen entwickelten Tierdrohnen stehlen, damit diese in Kriegsgebieten eingesetzt werden können. Die blutige Situation eskaliert, sodass Rikka lediglich die Flucht mit den Tierdrohnen bleibt. Als titelgebender „schwarzer Fuchs“ schwört Rikka Rache. Untergetaucht verdient sie als Detektivin in Ausbildung ihre Brötchen, bastelt des Nachts an Maschinen und schreckt auch nicht davor zurück, das Schwert im Kampf zu schwingen. Auf dem Weg zu ihrem Ziel erhält sie Unterstützung von Melissa, einem Haushaltsroboter, und von der Psikräfte beherrschenden Mia. Die Story ist spannend, hätte aufgrund der Laufzeit von nur 90 Minuten als längere Serie aber besser funktioniert.
Eigensinniger Zeichenstil
Unter audiovisuellen Gesichtspunkten setzt Black Fox auf einen recht eigensinnigen Stil. So wirken die Hintergründe oft schmutzig, verwaschen und in Innenräumen häufig sogar recht leer. Immer dann, wenn das Geschehen in den Straßen oder auf den Dächern vom fiktiven Handlungsort Brad City inszeniert wird, fallen die tristen Umgebungen im bildschirmfüllenden 16:9-Format bei einer Auflösung von 1080p gefühlt detaillierter aus. Konträr dazu wirkt das Charakterdesign, denn dieses würde eher zu bunten Anime-Serien wie Zombie Land Saga passen. Häufig wirken die Figuren eher wie ein Fremdkörper in der Welt von Black Fox. Auch der Einsatz von dreidimensionalen Effekten schmerzt in den Augen. Trotz dieser Unstimmigkeit weiß das Charakterdesign zu überzeugen. Haare, Kleidung und Schmuck können insofern begeistern, da sich die Akteure auf der gestaltungstechnischen Ebene hervorragend voneinander abheben und sich unterscheiden lassen. Der Soundtrack von Black Fox liegt auf der Blu-ray Disc im Tonformat DTS-HD Master Audio 5.1 vor. Insbesondere die Szenen, in denen sich Hauptfigur Rikka beeilen oder sich mit Gegnern duellieren muss, können mit einer adrenalingeladenen Musik überzeugen. Fans des japanischen Originaltons werden zwar mit tollen Sprechern wie dem verstorbenen Fujiwara Keiji verwöhnt, doch die deutsche Version kann unter anderen mit den Stimmen von Jörg Hengstler und Stefan Gossler punkten.
Hochwertiges Booklet
Digitales Bonusmaterial gibt es beim Anime-Film Black Fox nicht. Dem Datenträger liegt in physischer Form jedoch ein 28 Seiten starkes Booklet bei. Dieses enthält neben großen und seitenfüllenden Artworks zunächst eine kürzere Einleitung und einen eher überschaubaren Einblick in die Story. Diesen kann sich der Leser aber auch schon vor Ansehen des Films anschauen, um die Grundfakten der Geschichte aufzunehmen und so vielleicht noch etwas besser in die Handlung eintauchen zu können. Selbiges gilt auch für die Charakterprofile, die einen guten Überblick über die wichtigsten Akteure geben. Bei den Interviews mit den drei japanischen Synchronsprecherinnen Nanase Ayaka, Taichi Yō und Tomatsu Haruka sollte sich der Leser aber zurückhalten. In den Gesprächsrunden werden Schlüsselmomente im Film selbst angesprochen und aus Sicht der Sprecherinnen analysiert. Wer also unnötige Spoiler bei Black Fox vermeiden möchte, sollte sich das Booklet oder zumindest die drei Interviews erst nach dem Ansehen des Films zu Gemüte führen. In visueller und haptischer Hinsicht fühlt sich das Booklet darüber hinaus hochwertig bedruckt an und findet im ebenso hochwertigen Schuber Platz. Der Schuber selbst sitzt zudem felsenfest in der Packung, sodass der Käufer keine Gefahr laufen muss, dass dieser zu hastig aus der Packung heraus schnellt.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Black Fox erzählt im Grunde die sehr spannende wie intelligente Handlung des 16-jährigen Mädchens Rikka, das sich zwischen wissenschaftlichen Ehrgeiz und geschickten Ninja-Künsten auf einen Rachefeldzug begibt. Auch das Setting, das stark durch das Cyberpunk-Genre beeinflusst wurde, kann an vielen Stellen begeistern. Aufgrund zu kurz geratener Handlungsstränge und unfertig wirkenden Figuren fällt jedoch auf, dass der Film als Serie sicherlich besser funktioniert hat. Fast alle Charakterentwicklungen wirken derart überhastet erzählt, dass sich der Zuschauer viele eigene Gedanken machen muss, um die Lücken zu schließen. Darüber hinaus ist der Zeichenstil sehr eigenwillig. Vor allem die oftmals konträre Darstellung zwischen Charaktermodellen und Umgebungsgrafiken steht der Einheitlichkeit im Weg. Dafür weiß der Film sowohl im japanischen Originalton als auch in der deutschen Synchronisation zu begeistern, auch wenn die japanische Fassung klar die Nase vorn hat. Beim Bonusmaterial fehlt es schmerzlich an digitalen Dreingaben, die das gut gemeinte Booklet nicht gänzlich wettmachen kann. Trotz seiner Defizite ist Black Fox ein unterhaltsamer Film, der wunderbar einen verregneten Nachmittag überbrücken lässt. Wer Cyberpunk- und Ninja-Action in Kombination erleben will, darf gerne einen Blick riskieren. Bleibt zu hoffen, dass das offene Ende eines Tages in einem Nachfolger geschlossen wird.
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Black Fox!