Review: Sing “Yesterday” for me (Vol. 1)

Zwischen den Monaten April und Juni 2020 wurde die Anime-Serie Sing “Yesterday” for me im japanischen Fernsehen ausgestrahlt. Hierzulande veröffentlichte der hiesige Herausgeber Kazé Anime die zwölfteilige Anime-Serie in zwei Ausgaben. Die erste Volume im April 2022.

Sing “Yesterday” for me erzählt die Geschichte von Uozumi Rikuo, einem Alumnus, der im Anschluss an sein Studium keine Arbeit findet beziehungsweise sich nicht wirklich für einen Beruf interessiert und entsprechend keinen sucht. Er hält sich mit Teilzeitjobs über Wasser und kapselt sich von seiner Umgebung weitgehend ab. Als einfacher Angestellter im Konbini muss er dann und wann früh aufstehen. An einem Morgen, als die Kunden ausbleiben, füttert er mit dem restlichen Bentō die Krähen vor dem Laden. Dabei trifft er auf Nonaka Haru, die ihn noch von früher zu kennen scheint, ihm aber zunächst nichts Genaueres erzählt. Haru beginnt damit, Rikuo ständig bei der Arbeit aufzusuchen und ihn auch außerhalb zu treffen. Sie verliebt sich offenbar in Rikuo, der jedoch nichts von ihr wissen will. Kurze Zeit später taucht im Konbini auch noch Rikuos alte Jugendliebe Morinome Shinako auf. Schwerenöter Rikuo hat in seinem Leben bisher versäumt, ihr seine wahren Gefühle zu gestehen. Durch das unerwartete Wiedersehen traut er sich, ihr die Wahrheit zu sagen. All dies geschieht schon in der ersten Episode von Sing “Yesterday” for me, weshalb der Zuschauer in den weiteren fünf Folgen, die in der ersten von zwei Ausgaben enthalten sind, durch die eine oder andere überraschende Wendung noch viel mehr Details über Haru, Rikuo und Shinako erfahren wird.

Langsame, aber vielschichtige Story

Basierend auf der Manga-Reihe von Zeichnerin Tōme Kei, die zwischen den Jahren 1997 und 2005 in insgesamt elf Ausgaben veröffentlicht wurde, erzählt die Anime-Serie eine eher melancholische Geschichte. Unterstützt wird dies durch Szenen, die in der Dämmerung, am Abend oder inmitten von Regenschauern spielen. Während Protagonist Rikuo die Stimmung nach unten drückt, gibt es in der Dunkelheit auch Sonnenschein. Vor allem die extrovertierte Haru bringt ordentlich Schwung in die Story. Auch Rikuos Kollege Kinoshita sorgt hier und da für den einen oder anderen Lacher. Durch Hayakawa Rō, einen Freund aus Kindheitstagen von Shinako, wird hingegen nicht nur der Humor aufgewertet, sondern auch die Geschichte an sich ausgebaut. Sing “Yesterday” for me erzählt die Handlung dabei allerdings sehr, sehr langsam und behutsam. Soll heißen, dass auch die Dialoge in einem sehr langsamen Tempo vorangetrieben werden. Wer erwartet, dass in einer Anime-Serie alles Schlag auf Schlag geschieht, wird hier nicht sonderlich glücklich werden. Das heißt aber nicht, dass in der Serie nichts passiert. Das Tempo ist eben ein anderes und sonderlich schlimm ist das auch nicht. Sie regt nicht nur zum Mitfiebern, sondern auch zum Nachdenken über das eigene Leben an. Dies gelingt wahrhaftig nicht jedem Werk aus dem Slice-of-Life- oder Romance-Genre.

Erwachsene erste Serienhälfte

In visueller Hinsicht überzeugt Sing “Yesterday” for me mit einem erwachsenen Zeichenstil. Viele Umgebungen wirken so, als seien sie abfotografiert und überzeichnet. So erstrahlt das urbane Setting im bildschirmfüllenden 16:9-Format realitätsnah und untermalt damit die Aussage des Films, die auf das wahre Leben abzielt. Nur einzelne Elemente und nicht zuletzt die Charaktermodelle werden in der Auflösung von 1080p optisch hervorgehoben. So betont der Anime die Handlungen der Figuren, die die Charakterkonstellationen und ihren Platz in der Gesellschaft ins Wanken bringen. Hinzu kommt ein Soundtrack im Tonformat DTS-HD Master Audio 2.0, der aber ruhig bleibt und nur in wenigen Momenten durchbricht, was gewissermaßen zur Story passt. Die Synchronisation ist sowohl im Japanischen als auch im Deutschen gelungen. Allerdings ist die deutsche Tonspur im Vorteil, da die Lautstärken aller Ebenen besser aufeinander abgestimmt sind. Digitales Bonusmaterial liegt auf der Blu-ray Disc der ersten Volume von Sing “Yesterday” for me überhaupt nicht vor. Der Käufer darf sich aber an einem Poster erfreuen, das der ersten Volume beiliegt. Zu Rezensionszwecken stand das Poster nicht zur Verfügung, doch ist hier von einem Faltposter auszugehen, mit dem sich der Fan seine eigenen vier Wände verschönern kann, was ein angenehmer Nebeneffekt ist.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Obwohl es der Titel der Anime-Serie vermuten lassen könnte, hat das Werk von Animationsstudio Dōga Kōbō in erster Linie nichts mit dem gleichnamigen Song der Band The Beatles zu tun. Inhaltlich geht es in gewisser Weise aber dennoch um die Vergangenheit, jedoch mit einem Blick auf die gegenwärtige Situation und nicht zuletzt die Zukunft. Es ist eine ruhig erzählte Geschichte über Liebe, Freundschaft und nicht zuletzt das Leben, vorangetrieben durch erwachsene Figuren, die ihren Platz im Leben und in der Gesellschaft finden wollen. Der Grundton ist dabei sehr melancholisch. Heitere Momente sind die Ausnahme, brechen aber immer wieder durch. Wer sich auf die Anime-Serie Sing “Yesterday” for me einlassen will, muss mit einer sehr langsamen, aber bedachten Erzählweise konform gehen, die einen auch über das eigene Leben reflektieren lässt. Unter diesem Aspekt kann die Serie überzeugen. Sie zeigt aber zugleich sehr gut, dass sie sich nicht für jeden einzelnen Genre-Fan gleich gut eignet.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Sing “Yesterday” for me (Vol. 1)!

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