Nach den Geschehnissen im zweiten Doppelband der Manga-Reihe Alice in Borderland ist nichts mehr so, wie es vorher war. Bei einem Spiel auf Leben und Tod verlor der titelgebende Protagonist Arisu Ryōhei seine besten Freunde. Trotz allem geling es ihm durch die ebenfalls im Borderland festsitzende Usagi Yuzuha neuen Lebensmut zu schöpfen. Gemeinsam haben sie das Beach gefunden, bei dem es sich um ein Hotel handelt, in dem die Besucher des Borderlands gemeinsam leben. Eigentlich nehmen sie zusammen an Spielen teil, um die Spielkarten zu sammeln, die die Ausreise aus dem mysteriösen Land erlauben sollen. Gegen Ende des zweiten Doppelbandes haben sich die Ereignisse überschlagen. So hat Aguni Morizono, ein Kämpfer mit brutalen Mitteln, die Macht im Beach an sich gerissen. Ryōhei wurde gefesselt und die Augen verbunden – er soll nach Ablauf des letzten Tages seines Visums einfach sterben. Yuzuha wird hingegen von Morizonos Schlägertrupp sexuell genötigt und steht kurz davor, körperlich vergewaltigt zu werden. Chishiya Shuntarō, der die beiden mit seinen Tricks in diese ausweglose Lage gebracht hat, profitiert davon. Ihm gelingt es, die Spielkarten aus dem Tresor der Königssuite zu entwenden. Als er das Beach jedoch verlassen will, bemerkt er plötzlich, dass das Hotel zwischenzeitlich zum Schauplatz des nächsten Spiels geworden ist.
Neue Perspektiven
Auch in diesem Spiel kommt es zu Mord und Totschlag, denn in der Lobby vom Beach wird eine Teilnehmerin tot aufgefunden. Das neue Spiel hört auf den Namen „Hexenjagd“. Damit kann sich der Leser sofort ein Bild davon machen, auf welches Ziel das neue Spiel hinausläuft. So ist die Aufgabe der Teilnehmer, die Mörderin respektive den Mörder der jungen Frau aufzuspüren und auf einem Scheiterhaufen zu verbrennen. Auf dieser Grundlage beginnen die verbliebenen Teilnehmer damit, sich gegenseitig des Mordes zu bezichtigen. Die Kampf-Faktion um Morizono nimmt dies zum Anlass, wahllos auf die Teilnehmer mit Schuss- und Nahkampfwaffen loszugehen. Dadurch, dass Ryōhei in diesem Band weitgehend außer Gefecht gesetzt ist, verlagert sich das Geschehen hin zu Yuzuha. Diese versucht mit vernünftigen Mitteln einen Ausweg aus dem Spiel zu finden. Hierbei sammelt sie neue Verbündete um sich, zu denen unter anderem Tatta Kōdai gehört, der durch Morizono und Co seinen besten Freund verliert und damit ein ähnliches Schicksal wie Ryōhei teilt. Der dritte Doppelband geht zudem auf die Vergangenheit von weiteren Figuren wie Kuina Hikari oder Niragi Suguru ein, wodurch diese noch etwas dreidimensionaler wirken. Als Intermezzo kommen zwei Bonuskapitel über den Charakter Dōdō Hayato hinzu, der in der Fernsehserie gestrichen wurde, wodurch der dritte Doppelband des Mangas von Asō Haro diesbezüglich einen klaren Mehrwert bietet.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der 1. Auflage): Alice in Borderland erzählt auch im dritten Doppelband eine mitreißende Geschichte. Die Story erfindet sich zwar nicht gänzlich neu, nutzt aber die Grundlagen der sozialen Gefüge, die insbesondere der zweite Doppelband erarbeitet hat, um die Charaktere vor noch größere Probleme zu stellen. Zwar wirkt die Handlung gerade durch die beiden Bonuskapitel am Ende des Bandes unvollendet und unbefriedigend, doch klingt das schlimmer, als es in Wahrheit ist, denn die Geschichte ist nun mal größer angelegt. Entsprechend viel Raum bleibt auch für die Vergangenheitsbewältigung verschiedener Figuren, die sonst vielleicht zu wenig Beachtung zuteil bekommen könnten. Darüber hinaus eignet sich die Hexenjagd hervorragend dazu, um die zwischenmenschlichen Facetten zu ergründen. Bei der Hexenjagd handelt es sich im Übrigen nicht um das einzige Spiel in diesem Doppelband, denn auch in den Bonuskapiteln kommt es zu einem Spiel, das überaus perfide Züge annimmt. Alice in Borderland ist im dritten Band erneut eine gelungene Fortsetzung, an der es nur sehr wenig auszusetzen gibt. Obendrein macht all dies Lust auf mehr!
Vielen Dank an Hayabusa für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Alice in Borderland (Doppelband 3)!
Abbildungen: IMAWA NO KUNI NO ALICE © 2011 Haro ASO/ SHOGAKUKAN