Bereits 2013 erschien Tearaway ursprünglich für die PlayStation Vita. Obwohl genau dieses Spiel schlechthin der Kaufgrund für Sonys Handheld ist, schien der Titel nur wenig Interesse bei Videospielern hervorgerufen zu haben. Zwei Jahre später gibt man ihm eine neue und hoffentlich nicht letzte Chance.
Die Handlung von Tearaway (Unfolded) erzählt den Lebens- und Leidensweg des Boten Iota, einem kleinen Brief mit Armen und Beinen, Augen und Briefmarke auf dem Rücken. Er soll sich selbst an das Wesen, welches aus einem großen Loch in der Sonne schaut, ausliefern und so seine Geschichte erzählen. Nichts leichter als das, denken wir uns zu Beginn des auf zehn bis fünfzehn Spielstunden ausgelegten Abenteuers – schließlich sind wir nämlich das Wesen, welches aus der Sonne starrt, eingefangen durch unsere PlayStation-Kamera der PlayStation 4. Bereits zu Beginn des Spiels müssen wir als Spieler aktiv in das Geschehen eingreifen, denn in der Region Talfalte ist die Sonne verschwunden und die bösartigen Schnipsel versuchen, sich die Welt unter den Papiernagel zu reißen. An dieser Aussage lässt sich auch der wunderschöne Grafikstils (zusammen mit einem stimmigen Soundtrack) des Spiels ausmachen. Sämtliche Spielumgebungen und Charaktere sind aus Papier geformt und könnten so auch tatsächlich von uns nachgebastelt werden. Je länger wir mit Iota oder wahlweise mit seinem weiblichen Gegenstück Atoi durch die Spielwelt reisen, desto mehr erfahren wir über die Schnipsel und unsere Bedeutung in Tearaway. Die Geschichte wird sehr fantasievoll und gelegentlich mit charmanten Synchronsprechern erzählt. Wir fühlen uns wie in unserer Kindheit.
Auf den Controller gekommen
Im Grunde ist Tearaway ein Jump ’n’ Run und fühlt sich stellenweise wie seine Kollegen Super Mario 3D World oder Banjo-Kazooie an (inklusive mancher Kameraprobleme). Der Unterschied ist, dass wir als Spieler aktiv ins Geschehen eingreifen können. Wenn wir mit Iota einen dunklen Bereich betreten, leuchten wir ihm auf Knopfdruck den Weg. Wenn wir den Controller bewegen, leuchten wir mit dem Licht an andere Stellen und können so auch von den Schnipseln verklebte Bereiche säubern. Ebenso können wir mit dem Licht die Schnipsel in die Irre führen oder sie gegeneinander ausspielen. Später können wir auch über das Touchpad streicheln, um Wind ins Spiel zu pusten und so an manchen Stellen Papier zu unserem Gunsten entfalten. Außerdem stoßen wir gelegentlich auf größere Blöcke mit Markierungen des Controllers. Diese können wir manipulieren, indem wir die richtigen Tasten gedrückt halten und Iota so den Weg ebnen. Manche dieser Stellen sind sehr knifflig! Ab einem bestimmten Punkt im Spiel können wir uns auch zu einer Kugel formen und passen damit durch kleine Löcher, wo viele sammelbare Objekte auf uns warten, für die es jedes Mal Konfetti regnet. Konfetti können wir wiederum in Papierstücke investieren, mit denen wir den Boten und andere Charaktere individualisieren. Auch das Verbessern der Kamera mit Filtern ist möglich.
Versionsunterschiede
Manchmal wird sogar von uns erwartet, dass wir selbst künstlerisch tätig werden. So möchte der Eichhörnchenkönig von uns eine neue Krone gefertigt bekommen und um Einlass in eine Schenke zu erhalten, brauchen wir ein Abzeichen in Form eines Herzen, welches wir uns auf eine beliebige Körperstelle tätowieren. Das Spiel kontrolliert zwar weder Form noch Aussehen des geforderten Gegenstands, doch sollte man der Vorgabe nachkommen, da es die Atmosphäre fördert. Der Eichhörnchenkönig taucht nämlich mehrmals auf und immer wenn wir ihn mit unserer Krone herumlaufen sehen, sind wir mächtig stolz auf unsere Fähigkeiten. Das müssen wir auch, denn über das Touchpad des PlayStation-4-Controllers ist es viel kniffliger, künstlerisch aktiv zu werden, da der Bereich zum Ausschneiden des Papiers viel kleiner ist, als noch auf dem großen Bildschirm der PlayStation Vita. Die Version für Sonys Handheld hat im Vergleich zur PlayStation-4-Fassung auch noch ein paar weitere Vorteile. So ist die Bindung zwischen Spieler und Boten wesentlich stärker, da wir über den Bildschirm mit unseren Fingern auch Schnipsel zerquetschen dürfen oder über das Touchpad unsere Finger ins Spiel bohren können, um Blöcke zu bewegen. Außerdem ist der Fokus auf unser Gesicht durch die Kamera wesentlich elementarer, da die PlayStation-4-Kamera nicht alle besitzen.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der PlayStation-4- und PlayStation-Vita-Fassung): Tearaway lag im letzten Jahr meiner PlayStation Vita im Bundle bei und ich bin sehr froh darüber, denn so konnte ich diesen Must-Have-Titel als erstes und wirklich perfekt auf die Vita geformtes Spiel einlegen. Nach wie vor kann ich jedem die Vita empfehlen, denn mit Tearaway bekommt man auf Sonys unterschätztem Handheld ein unverwechselbares Erlebnis spendiert, welches mit vielen zauberhaften Inhalten glänzt. Da will ein Elch von mir ein neues Fell spendiert bekommen – ich fotografiere mein Flanellhemd ab und plötzlich laufen im Spiel mehrere Elche mit einem karierten Muster durch die Welt. Auch die zahlreichen Bastelstunden haben mich bei Laune gehalten, denn kaum eine Minute vergeht in Tearaway und man fühlt sich besser; egal wie schlecht oder dreckig es einem vorher gegangen ist – was zu dieser Zeit sehr wohl auf mich zutraf. Ein Jahr später habe ich nun auch das um ein paar Funktionen ausgewechselte und wenige neue Abschnitte erweiterte Tearaway Unfolded auf der PlayStation 4 spielen können. Dieses hat mir zwar auch gut gefallen, doch habe ich nach der Hälfte des Spiels gemerkt, dass die Änderungen in der Steuerung zwar der Konsole geschuldet sind, aber die Bindung zwischen Spielcharakter und Spieler nicht mehr ganz so stark ausfällt. Selbst die umgebauten und neuen Gebiete reichen da nicht aus, um Fans des ursprünglichen Spiels zu vertrösten. Bitte nicht falsch verstehen: Tearaway Unfolded ist ein wirklich schöner Titel und wer keine Lust hat, sich für zunächst nur ein Spiel eine PlayStation Vita anzuschaffen, wird sicherlich auch auf der PlayStation 4 sehr glücklich mit dem Titel – zumal man die vielen lustigen Ideen dann noch nicht kennt und somit genauso viel Spaß haben wird, wie ich damals mit dem ursprünglichen Tearaway auf der PlayStation Vita.
Vielen Dank an Sony Computer Entertainment für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Tearaway Unfolded!