Review: Citrus (Vol. 2)

Nachdem Kazé Anime die erste Volume der romantischen Anime-Serie Citrus im September 2020 veröffentlicht hat, dauerte es zwei Monate, bis der hiesige Publisher die zweite Ausgabe nachreichte. In erreicht die Beziehung der beiden Stiefschwestern neue Höhen und Tiefen.

Citrus baut im zweiten Episodenpaket auf den gelegten Grundlagen des Seriendebüts auf. Zu Beginn der fünften und damit ersten Folge der zweiten Volume wird das deutlich inszeniert. Obwohl Momokino Himeko die Protagonistin Aihara Yuzu angewiesen hat, sich von der Präsidentin des Schülerrats Mei fernzuhalten, ist das für sie nur schwer umsetzbar. Schließlich sind Yuzu und Mei Stiefschwestern, die im selben Haushalt leben und sich teilweise sogar das Bett teilen. In der fünften Episode steht deshalb unter anderem das Konkurrenzdenken zwischen Himeko und Yuzu im Mittelpunkt der Erzählung. Da beide romantische Gefühle für Mei hegen, wollen sie sich gegenseitig ausstechen, um der Frau ihrer Träume näherzukommen. Wie ein Hund in die Ecke gedrängt geht Yuzu zum Angriff über und überredet Mei, sie zum Grab ihres Vaters zu begleiten anstatt Zeit mit Himeko zu verbringen. Der Ausflug der beiden Stiefschwestern entwickelt sich aber anders als sich Yuzu das vorgestellt hat. So verbringen die beiden auch abseits des Friedhofs Zeit miteinander, doch anstatt Mei näherzukommen, erfährt Yuzu mehr über Meis Vater Shō. Mei vermisst ihn, öffnet dessen Briefe aber nie. Yuzu beschließt, ihre romantischen Gefühle für Mei zu unterdrücken und stattdessen nur noch als Schwester für sie da zu sein. Zu allem Überdruss steht auf einmal Shō vor der Tür.

Neue Akteure im Kampf der Liebe

In den vorherigen Episoden von Citrus wurde Shō in Nebensätzen lediglich angedeutet. Mit der tatsächlichen Einführung der Figur erreicht die Charakterentwicklung von Mei eine ganz neue Stufe, was natürlich auch vor Yuzu keinen Halt macht. Mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln versucht Yuzu, zwischen Mei und ihrem Vater zu vermitteln, bevor dieser in das nächste Flugzeug steigt und wieder im Ausland arbeitet. Das Fehlen der Vaterfigur macht aus Mei eine nach außen hin hartgesottene Schülerratspräsidentin, nach innen hin aber eine sehr verletzliche Tochter. Um dieser Geschichte ein wenig mehr Bedeutung zu verleihen, fühlt sich die sechste Episode durch den Zeitdruck wie ein richtiges Drama an. Ob dies nun passt oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Citrus ist jedoch ein Paradebeispiel dafür, dass sich die Erzählung nicht nur auf die beiden im Kern stehenden Figuren konzentriert, sondern auch weitere Figuren einbezieht, die von Bedeutung für die romantische Entwicklung sind. In diesem Zusammenhang sei auch Mizusawa Matsuri erwähnt. Bei Matsuri handelt es sich um eine alte Freundin von Yuzu, die diese als große Schwester auf ein Podest stellt. Dies führt in der siebten und achten Folge in vielerlei Hinsicht zum Konflikt mit Mei, denn Matsuri, die wie aus dem Nichts plötzlich in einer Arcade-Spielhalle auftaucht, scheint Gefühle für Yuzu zu entwickeln. Matsuri beginnt ein Netz aus Intrigen zu spinnen.

Winterliche Romantik im urbanen Tōkyō

Nicht unerwähnt bleiben dürfen die zahlreichen sexuellen Anspielungen, die meistens dezent und im passenden Moment in die Handlung eingewebt sind. Zum Beispiel werden Yuzu und Mei in einer Szene in einem überfüllten Zug aneinander gedrückt. Das führt dazu, dass Yuzu mit ihrer Zunge das Ohr ihrer Stiefschwester massiert. An einer Stelle presst Yuzu wiederum die gesundheitlich angeschlagene Mei aufs Bett und in einer anderen Szene hat Yuzu einen Traum von Mei, in dem sie sich vor dem drohenden Beischlaf ziert. Hinzu kommen ein paar Übergriffe von Yuzu, die ihre kaum vorhandene Erfahrung und ihr fehlendes Taktgefühl unterstreichen. Citrus setzt all diese Mittel bewusst ein, zumal Küsse neben vielen Andeutungen das Höchste der Gefühle sind, worauf sich der Zuschauer freuen darf. In visueller Hinsicht wird all das schön inszeniert, was vor allem an den fesch gezeichneten und detaillierten Charaktermodellen liegt. Nicht ganz unschuldig am funktionierenden Gesamtbild ist das urbane Tōkyō, das sich mit Bahnhöfen, Einkaufszentren und der Oberschule wunderbar für die Romantik eignet. Auch die winterliche Atmosphäre trägt dazu bei. Im Gegensatz zur tollen Story fallen die Boni spärlich aus, denn neben zwei hübschen Artboards bietet das achtseitige Booklet nur einen knappen Episodenguide und ein paar Charakterinformationen mit Artworks. Digitales Bonusmaterial gibt es leider gar nicht. Hier wird leider Potenzial verschenkt.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Die zweite Volume von Citrus führt die im ersten Episodenpaket begonnene Geschichte über zwei Stiefschwestern mit dem bewährten Konzept der Anime-Serie fort. Yuzu und Mei verstehen sich mittlerweile deutlich besser als zuvor, haben aber immer noch ihre Differenzen. Es sind glaubhafte Charaktere, die sich mit der Zeit peu à peu annähern. So gelingt es der Serie nach wie vor, ein Gleichgewicht zwischen purem Verlangen und den romantischen Gefühlen der Charaktere zu halten. Ganz ohne Dramatik kommen auch die vier Episoden der zweiten Ausgabe nicht aus, was vor allem an neuen Nebenfiguren liegt. Meis Vater Shō trägt beispielsweise stark zu Meis persönlicher Entwicklung bei. Matsuri wiederum ist eifersüchtig und intrigant und wird genau im richtigen Moment eingeführt, um die zweite Serienhälfte mit einem Paukenschlag einzuläuten. Wer den Auftakt der Serie schon mochte, wird auch das Mittelstück der Anime-Serie lieben, was womöglich auch an der winterlichen Idylle liegt, die in Tōkyō Einzug gehalten hat. Ob es ein Happy End für Mei und Yuzu geben wird, wird sich in der dritten und leider auch schon letzten Volume zeigen. Hier ist tatsächlich noch alles offen, sodass es definitiv spannend bleibt!

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Citrus (Vol. 2)!

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