Mit Dragon Ball schuf Manga-Zeichner Toriyama Akira ein Werk, das auch dreißig Jahre später noch einen wichtigen Teil der japanischen Populärkultur ausmacht. Nachdem Kazé Anime im September 2011 die vier Filme bereits auf DVD veröffentlicht hat, folgte im September 2020 die Blu-ray-Fassung.
Die Legende von Shenlong, so auch der Titel des ersten Films, besagt, dass auf der Erde insgesamt sieben magische Kugeln existieren, die eine sagenumwobene Kraft innehalten. Jener, der alle sieben der titelgebenden Dragon Balls findet und zusammenträgt, darf den Drachen Shenron rufen und sich von ihm einen beliebigen Herzenswunsch erfüllen lassen. Das lässt sich die junge Buruma natürlich nicht nehmen und macht sich auf die Suche nach den sieben Kugeln. Ihre Reise führt sie ins Gebirge, wo sie auf den Einsiedler Son Gokū trifft, dem einer der Dragon Balls gehört. Son Gokū möchte die Glitzerkugel aber nicht hergeben, da sie ein Andenken an seinen verstorbenen Großvater darstellt. Er willigt aber ein, Buruma die Drachenkugel zumindest zu leihen. Fortan suchen sie gemeinsam nach den verbliebenen Dragon Balls und an dieser Stelle weicht der Film von der bekannten Story der Anime- beziehungsweise Manga-Vorlage ab. Normalerweise wäre es Prinz Pirafu, der sich der Heldentruppe entgegenstellen würde, doch in Die Legende von Shenlong werden die Freunde mit König Gurumesu konfrontiert, der ebenfalls die Kugeln in seine Hände kriegen will. Sein Wunsch passt wirklich gut in das durchgedrehte Setting des Franchises, denn Gurumesu möchte die schmackhafteste Delikatesse der Welt serviert bekommen. Daran ist zu erkennen, dass die witzigen Ideen der Serie fließend in den ersten Film übergehen und den Zuschauer unterhalten.
Weitere Handlungsabweichungen
Nicht nur der bekannte Dragon-Ball-Humor ist im ersten, wie auch in den anderen drei Filmen der Kollektion vertreten, sondern auch Schlüsselmomente der Serie. Gokū meistert beim Zusammentreffen mit Muten Rōshi die Kampftechnik Kamehameha. Außerdem treffen Gokū und Buruma auf den Formwandler Ūron und den Wüstenräuber Yamucha. Im zweiten Film, Das Schloss der Dämonen, beginnen Gokū und Kuririn ihre Ausbildung beim Herrn der Schildkröten. Damit dieser die beiden Kämpfernaturen trainiert, müssen sie für den gemeinhin bekannten Lüstling zunächst eine schlafende Prinzessin im weit entfernten Schloss der Dämonen ausfindig machen und diese zu ihrem künftigen Lehrer bringen. Als sich auch noch Buruma mit dem Rest des Gespanns auf den Weg zum Schloss macht, ist Ärger vorprogrammiert und die beiden angehenden Schüler müssen nun alles tun, um ihre Freunde aus den Klauen der Fieslinge zu befreien. Son Gokūs erstes Turnier, so der Titel des dritten Films, erzählt hingegen vom ersten Kampfsportturnier, an dem Muten Rōshis Schüler teilnehmen. Hier ist aber nicht die Rede vom großen Turnier, das alle drei Jahre auf der Papaya-Insel ausgefochten wird, sondern von einem Turnier fernab der bekannten Story, die einmal mehr von der Anime- und Manga-Vorlage abweicht: Im Königreich Mīfan herrscht der kleine Chaozu, der vom Herrn der Kraniche, Tenshinhan und Tao Pai Pai vom Thron gestürzt werden will.
Nicht erfolgte Synchronisation
Bereits bei der DVD-Veröffentlichung im Jahr 2011 lagen die ersten drei Filme auf Deutsch vor, da sie bereits einige Jahre zuvor synchronisiert wurden. Der Weg zur Macht, der vierte in der Box enthaltene Film, galt damals sogar als eine Premiere im deutschsprachigen Raum. Allerdings hat sich der hiesige Publisher Kazé Anime nicht die Mühe gemacht, den Film bei der Neuveröffentlichung im Jahr 2020 ins Deutsche zu synchronisieren. Stattdessen muss der Zuschauer mit der japanischen, aber nicht weniger stimmungsvollen Originalfassung vorliebnehmen. Dennoch wurde hier reichlich Potenzial verschenkt, zumal Dragon Ball definitiv zu den beliebtesten Anime im deutschsprachigen Raum zählt. Besonders langjährige Dragon-Ball-Fans, die womöglich sogar mit der deutschen Fassung der Anime-Serie aufgewachsen sind, hätten sich sicherlich darüber gefreut. Inhaltlich lässt Der Weg zur Macht das Abenteuer von Neuem beginnen. Das heißt, dass sich Son Gokū und Buruma erst einmal kennenlernen und dann auf die Suche nach den Dragon Balls machen. Von Prinz Pirafu ist hier allerdings weit und breit nichts zu sehen. Hier weicht der Anime einmal mehr insofern von der Vorlage ab, dass sich die beiden Freunde direkt mit der Red-Ribbon-Armee anlegen, die in der Serie erst später in Erscheinung tritt. Der Grund, warum die Armee die Drachenkugeln sucht, hat sich im Film jedoch nicht geändert. Dragon-Ball-Fans dürfen jetzt genüsslich schmunzeln.
Verbesserte Bildqualität auf Blu-ray Disc
Sämtliche Tonspuren der vier Filme liegen im Tonformat Dolby Digital 2.0 vor. Eine Aktualisierung auf das bei Blu-rays gewöhnlich angewandte Format DTS-HD Master Audio 2.0 fand nicht statt. Dennoch sollte sich der Zuschauer davon nicht abschrecken lassen, da alle Informationen verständlich über die Lautsprecher ausgegeben werden. Deutsche Untertitel gibt es bei allen vier Filmen, aber nur bei eingeschalteter japanischer Tonspur. Erwähnt werden sollte, dass sich die Untertitel auch nicht deaktivieren lassen. Dieser Umstand ist zwar etwas ernüchternd, doch dafür kann die deutlich bessere Bildqualität punkten. Das 4:3-Bildformat hat auf der Blu-ray Disc ausgedient, wodurch alle vier Filme im bildschirmfüllenden 16:9-Format und in 1080p erstrahlen. Selbst Kenner der Filme dürften damit einen triftigen Grund haben, sich die Filme ein weiteres Mal anzuschauen. Da die vier Werke auch nicht wirklich lang sind, können sie zudem wunderbar zwischendurch konsumiert werden. In aufsteigender Reihenfolge haben die Filme eine Laufzeit von 50, 44, 46 und 79 Minuten. Wie schon bei der DVD-Veröffentlichung gibt es kein digitales Bonusmaterial. Als physische Boni liegen der Neuveröffentlichung allerdings vier Postkarten als kleine Entschädigung bei. Auch wenn sich die Story hin und wieder ein paar Freiheiten lässt und manchen Fan vor den Kopf stoßen könnte, sind diese vier Anime-Klassiker selbst im Jahr 2020 dennoch mehr als nur einen Blick wert.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray- und der DVD-Fassung): Als ich die vier Filme vor vielen Jahren auf DVD das erste Mal gesehen habe, konnte ich mich nicht so wirklich mit ihnen anfreunden. Für mich waren die vier Filme viel zu frei interpretiert, insbesondere was die Charakterkonstellationen angeht. Mehr als neun Jahre und einem weiteren Durchschauen der kompletten Serie später denke ich aber anders darüber, denn im Umkehrschluss bereichern diese vier Geschichten das Franchise ungemein, da sie mir ähnliche, aber eigentlich doch neue Abenteuer mit Son Gokū und seinen Freunden bescheren. Als Fan der Anime-Serie und der Manga sind mir die Protagonisten und einige der Antagonisten bestens bekannt. Aus diesem Grund muss ich mich auch nicht neu in die Filme hineindenken. Wer die kultverdächtige Anime-Serie aber nicht kennt, sollte sich diese vorher unbedingt einmal anschauen, da die Abweichungen, die sich bei den Filmen sogar gegenseitig annullieren, sonst nicht wirklich deutlich werden. Wer die Filme auf DVD bereits gesehen hat, braucht die Blu-ray-Fassung nicht unbedingt, sofern er oder sie sich nicht an der aufgebohrten Bildqualität erfreuen will. Anhand des hochauflösenden und bildschirmfüllenden 16:9-Formats ist sehr gut zu erkennen, was Tōei Animation aus den sehr alten Klassikern gemacht hat. Wer die Filme also bisher noch nicht gesehen hat, sollte spätestens jetzt bei den Dragon Ball: Movies 1–4 zugreifen!
Vielen Dank an Anime Virtual für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Dragon Ball: Movies 1–4!