Review: Seven Days War

Bereits 2019 konnte Seven Days War die japanischen Lichtspielhäuser erobern. Bis der Film im deutschsprachigen Raum veröffentlicht werden konnte, dauerte es anderthalb Jahre. Bei der Veröffentlichung hat der hiesige Publisher Kazé Anime aber fast alles richtig gemacht.

Seven Days War aus dem Jahr 2019 erzählt eine Geschichte ums Erwachsenwerden und eine Rebellion gegen die Erwachsenenwelt. Im Fokus der Erzählung stehen zwei wichtige Akteure. Auf der einen Seite handelt es sich hierbei um den Oberschüler Suzuhara Mamoru und auf der anderen Seite um seine Mitschülerin Chiyono Aya. Sie leben in einem kleinen Städtchen auf Japans nördlichster Hauptinsel Hokkaidō, doch die Familie Chiyono wird schon in einer Woche nach Tōkyō ziehen. Mamoru kann die Entscheidung von Ayas Vater nicht hinnehmen und überredet seine Freundin, die er schon aus Kindheitstagen kennt, zumindest über ihren Geburtstag durchzubrennen. Aya versteht das jedoch falsch und lädt noch weitere Freunde ein, mit denen sie sich in einem stillgelegten Steinkohlewerk verstecken können. Dort haust seit einiger Zeit jedoch das kleine thailändische Kind Malet, das aber von der japanischen Einwanderungsbehörde gesucht wird. Dadurch fällt binnen kurzer Zeit auf, dass sich die gesuchten Jugendlichen im Werk aufhalten. Um gegen Ayas Vater zu rebellieren, müssen sie sich verbarrikadieren. Sowohl die Einsatztruppe als auch Mamorus Gruppe lassen sich immer mehr Ideen einfallen, um ihren Willen zu bekommen. Mit der Zeit fallen die Masken und auch Ehrlichkeit wird zu einem wichtigen Faktor, der in Seven Days War behandelt wird.

Gelungenes Zusammenspiel von Gegensätzen

Unter audiovisuellen Gesichtspunkten kann die Anime-Serie mit einem verspielten Stil bei den Zuschauern punkten. Seven Days War reizt den ganzen Raum des 16:9-Bildformats aus. Sowohl Kamerafahrten als auch Nahaufnahmen fassen stets die zum Verständnis der jeweiligen Situation nötigen Informationen bestens zusammen. In der Auflösung von 1080p kommen beide Perspektiven dazu auf ihre ganz eigene Art und Weise bestens zur Geltung. Bei den Hintergründen und Umgebungsgrafiken fällt beispielsweise auf, dass verwaschene und häufig sogar blasse Farben Verwendung finden. Dadurch heben sich insbesondere die abwechslungsreich gestalteten Charaktermodelle vom restlichen Bild ab. Diese sind mit deutlich kräftigeren Farben ausgestattet. Von Vorteil ist ebenso, dass sich sämtliche Figuren aufgrund unterschiedlicher Kleidung, Haarfarbe und Accessoires voneinander abheben. Darüber hinaus bietet der Film hübsche Effektspielereien. Wenn zum Beispiel Lichtstrahlen durch die Fenster des Steinkohlewerks fallen, ist das unglaublich atmosphärisch. Sehr ähnlich sieht es auch mit der Musik aus. Ruhige Momente werden mit sanften Klängen unterlegt. Wenn sich die Gegenseite wiederum Zugang verschafft und die Situation eskaliert, fährt der Soundtrack stärkere Musik auf. So kann der Zuschauer abwechselnd verschnaufen und mitfiebern.

Hintergründe und Zusatzinformationen

Wer sich nach dem Anschauen des Films noch mehr mit den Inhalten von Seven Days War beschäftigen möchte, hat mit den digitalen und physischen Bonusinhalten die Chance dazu. Zum digitalen Bonusmaterial zählt zum einen ein Grußwort des Regisseurs, was jedoch nur mit einer Minute Laufzeit zu Buche schlägt. Die Frage-und-Antwort-Runde, die zwischen Programmdirektor der Nippon Connection Florian Höhr, der Dolmetscherin Jasmin Dose und Murano Yūta stattfindet, dauert hingegen etwa 32 Minuten. Bei Interviews heißt es zwar, dass längere Gespräche mehr Informationen hergeben könnten, doch wirkt die zumindest bei der Aufnahme interaktive Frage-und-Antwort-Runde in dieser Form ein wenig hilfsbedürftig. Es wäre ein sehr viel angenehmeres, flüssigeres und positiv aufs Nötigste reduzierte Gespräch, wenn das Interview geschnitten worden wäre. Trotzdem erhält der Zuschauer auf diesem Weg sehr viele Informationen und Hintergründe über Seven Days War. Selbiges gilt für das beiliegende Booklet. Dieses beinhaltet auf 16 Seiten eine Einleitung, einen Überblick über die Story und Hintergründe zur Romanreihe, die als Vorlage diente. Auch Charakterprofile zu den Jugendlichen, Kurzbiografien zu den am Projekt beteiligten Personen, Informationen zur Produktion und ein Interview mit Romanautor Osamu Sōda runden den Einblick wunderbar ab. So weiß das Bonusmaterial ähnlich zu gefallen wie der 88 Minuten lange Anime-Film.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Seven Days War ist der erste längere Film von Regisseur Murano Yūta. Das ist dem Werk aus dem Jahr 2019 aber überhaupt nicht anzusehen. So gefällt die Geschichte ums Erwachsenwerden und der Rebellion mit unüblichen Mitteln durchweg. Auch die Charaktere können mit sehr abwechslungsreichen Merkmalen auf sich aufmerksam machen. So wird es während der 88 Minuten niemals langweilig. Besonders gut geraten ist das Spielen mit besonderen Klischees, die aber in letzter Sekunde auf ungeahnte Weise zertrümmert werden. So fühlt sich Seven Days War häufig sehr frisch und sogar zeitgemäß an, obwohl die Romanvorlage von Osamu Sōda aus den 1980er-Jahren stammt. Daneben weiß der Film optisch mit konträren Maßnahmen in puncto Gestaltungstechnik zu gefallen. Einerseits sind Hintergründe und Umgebungen mit überwiegend blassen Farben gestaltet. Andererseits sind gerade die Charaktermodelle mit kräftigen Farben ausstaffiert. Das ergibt im Zusammenspiel eine genauso gute Kombination wie bei der Musik, die zwischen sanften und heftigen Melodien je nach Situation wechselt. Interessant ist in jedem Fall das Bonusmaterial. Dies gilt sowohl für die digitalen als auch die physischen Dreingaben, die verhältnismäßig viele spannende Informationen zur Produktion und den Inhalten des Films bereithalten. Sowohl vor als auch nach dem Ansehen von Seven Days War lässt sich das Bonusmaterial konsumieren. So kann jeder Zuschauer und Leser seine Wissbegier, egal ob er den Film lieber gut vorbereitet sehen möchte oder sich überraschen lassen will, wunderbar zu jeder Zeit stillen. Murano Yūta ist sein erster längerer Film geglückt. Wer der etwas anderen Coming-of-Age-Geschichte etwas abgewinnen kann, wird definitiv auf seine Kosten kommen!

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Seven Days War!

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