Yōkai Watch befindet sich, zumindest im Rahmen der Manga-Reihe, in einer Identitätskrise. Nachdem sich bereits der fünfzehnte Band zu sehr mit Nebensächlichkeiten aufgehalten und die eigentliche Rahmenhandlung keineswegs vorangetrieben hat, kämpft die mittlerweile sechzehnte Ausgabe mit ganz ähnlichen Problemen. So taucht Protagonist Nathan Adams nur in den ersten drei und im letzten Kapitel auf. Da sich die Yōkai-Watch-Manga-Reihe innerhalb der Kapitel viel Zeit lässt, um neue Yōkai vorzustellen, bleibt viel zu wenig Raum, damit die Handlung vernünftig fortgeführt werden kann. Noch dazu scheint sich Autor und Manga-Zeichner Konishi Noriyuki Lizenzgeber Level-5 fügen zu müssen, denn anders können viele Erzählstrategien nicht erklärt werden. Während im fünfzehnten Manga auf ein Ereignis eingegangen wird, das im Manga niemals passiert ist und das sogar unverfroren genauso erklärt wird, kommt im sechzehnten Band plötzlich die Yōkai Watch Antik hinzu. Diese hat Meister Enma, der im dreizehnten Band sehr ungelenk eingeführt wird, einfach des Nachts für Nathan neben dem Kopfkissen platziert. Hierbei handelt es sich um eine weitere Uhr, die Yōkai über Schlüsselsteine statt Medaillen herbeirufen kann. Dass Whisper alle Medaillen von Nathan in einer Nacht-und-Nebel-Aktion gegen Schlüsselsteine ausgetauscht hat, ist selbsterklärend.
Eskapaden am laufenden Band
All das soll nicht heißen, dass das Lesen des sechzehnten Bandes keinen Spaß macht. Es gibt nach wie vor unterhaltsame Momente, an denen sich vor allem jüngere Leser erfreuen. Auch Fans der Videospiele werden definitiv Freude an den absurdesten Situationen haben, in denen sich vor allem Yōkai Jibanyan im Großteil der insgesamt fünfzehn Kapitel verstrickt. Ständig lernt er neue Yōkai und ihre Eigenschaften kennen, die hervorragend an den Leser vermittelt werden. So verlaufen sich Jibanyan und Zahnettchen im Wald, obwohl Zahnettchen eigentlich nur Sehnsucht nach der Innenstadt hat. Darüber hinaus gelingt es dem Manga mit der Vorstellung des alles einsaugenden Yōkai Unersättlich das Geheimnis zu lüften, was mit Dingen passiert, die plötzlich einfach verschwinden. Gezeichnet sind diese Eskapaden in einem recht gemäßigten Zeichenstil, der aber vor allem in besonderen Momenten ins Übertriebene ausufert. Vor allem wenn Jibanyan wegen Kleinigkeiten die Krise bekommt, bleibt wahrhaftig kein Auge trocken. Dennoch gibt es hier und da ein paar Abnutzungserscheinungen, denn manche Gags sind nach Jahren einfach nicht mehr lustig. Dass Nathan ein ganz normaler Junge ist, weiß der Leser seit der ersten Ausgabe. Durch die mehrfache Betonung auf einer Seite macht es ihn eher zu einer tragischen Figur. Eine Lücke, die er aber gar nicht zu füllen hat.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der ersten Auflage): Nach und nach versucht sich die Yōkai-Watch-Reihe selbst abzuschaffen. Der sechzehnte Band der Serie kratzt wie schon die vorherige Ausgabe stark am Image des Franchises. So verzichtet Autor Konishi Noriyuki darauf, die Story sowohl stringent als auch logisch fortzuführen. Es wirkt ganz so, als ob vom Lizenzgeber Befehle kommen, verschiedene Elemente einzubauen, die Fans vielleicht schon einmal in einem Videospiel, in der Anime-Serie oder in den Kinofilmen gesehen haben. Wer sich nur auf den Manga konzentriert, fasst sich wegen solcher Entscheidungen mehrfach an den Kopf. Ebenso wenig ist nachvollziehbar, dass sich die Erzählung kaum mehr auf den Protagonisten konzentriert. Stattdessen stehen immer mehr einzelne Yōkai wie Jibanyan im Mittelpunkt der Erzählung. Diese Strapazen und Eskapaden, die Jibanyan und Co erleben, sind zwar ebenfalls recht unterhaltsam, aber kein äquivalenter Ersatz. Selbst langjährigen Fans könnte das zu viel des Guten sein und dürften womöglich an dieser Stelle aussteigen. Es bleibt zu hoffen, dass der siebzehnte Band ein Versöhnungsversuch wird. Ansonsten wird das Franchise dadurch nur noch mehr in Mitleidenschaft gezogen.
Vielen Dank an Kazé Manga für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Yōkai Watch (Band 16)!