Review: Aggelos

Bereits im Juni 2018 wurde das von Storybird Games entwickelte Action-Rollenspiel Aggelos von Publisher PQube für den PC veröffentlicht. Mittlerweile ist Aggelos auch auf PlayStation 4, Xbox One und Nintendo Switch verfügbar und spricht vor allem Retro-Fans durchweg an.

Als 1987 die japanischen Unternehmen Westone Bit Entertainment und Sega ihr Spiel Wonder Boy in Monster Land auf die Welt der Videospiele losgelassen haben, ahnte wohl niemand, dass dieser Titel und seine Nachfolger mehr als dreißig Jahre später noch immer einen großen Einfluss auf Entwickler ausüben würden. In einer Tour mit den Konkurrenztiteln Wonder Boy: The Dragon’s Trap und Monster Boy and the cursed Kingdom veröffentlicht, will auch Aggelos im Action-Rollenspiel-Sektor mitmischen, bleibt dabei aber bis auf wenige technische Anpassungen wie der 16:9-Darstellung auf der Retro-Schiene und präsentiert sich im 8-Bit-Gewand, wie es beispielsweise zum Ende der 1980er-Jahre auf dem Sega Master System ausgesehen hätte. Auch inhaltlich fühlt sich Aggelos wie ein Relikt aus einer alten Zeit an, wobei vor allem die Story lediglich funktional ist. Aus purer Bosheit hat der dunkle Fürst Valion die Kräfte der Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft übernommen und benutzt sie, um das Tor in die Welt der Dunkelheit aufzustoßen. Der Spieler schlüpft dabei in die Haut eines bis zum Abspann nicht näher definierten Kriegers, der – nachdem er von Prinzessin Lys und König Gentel instruiert wurde – in die Welt hinausziehen, die vier Tempel der Elemente besuchen und schließlich das Königreich Lumen vor dem Untergang retten soll.

Abwechslungsreiche Aktionsvielfalt

Gespielt wird Aggelos einzig und allein aus der zweidimensionalen Seitenansicht. So läuft der Spieler über flache Ebenen, springt über mal mehr und mal weniger große Gruben und nimmt es dabei mit allerhand Monstern auf. Das erinnert nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich stark an die Wonder-Boy-Reihe, die den Entwicklern als Hauptinspirationsquelle diente. So hängt auch hier die Spielwelt zusammen und wird einzig und allein mit künstlichen Grenzen limitiert. Überwunden werden können diese erst, wenn der Krieger über ein bestimmtes Item oder eine spezielle Fähigkeit verfügt. Wer beispielsweise Blöcke unter sich zerstören oder fliegende Gegner als Sprungbrett missbrauchen will, muss sein Schwert ähnlich wie Dagobert Ducks Spazierstock in DuckTales: Remastered als Pogostab missbrauchen. Um höher gelegene Plattformen zu erreichen, muss hingegen ein Doppelsprung ausgeführt werden. Der funktioniert in Aggelos aber nur in Verbindung mit einem Senkrechthieb, sodass auch noch Gegner attackiert werden können. Mit den vier Ringen aus den Tempeln kommen noch Zaubersprüche wie Feuerbälle und spezielle Aktionen wie Teleportationen ähnlich wie in Portal hinzu.  So wird Aggelos peu á peu immer abwechslungsreicher und motiviert durchweg, an bereits besuchte Orte zurückzukehren, um Geheimnisse zu entdecken und so einige Boni einzusacken.

Retro-Spiel in aufpoliertem 8-Bit-Gewand

An anderer Stelle haben sich die Entwickler an der The-Legend-of-Zelda-Reihe bedient. So wird die Lebensenergie über maximal zwanzig Herzen symbolisiert, die nach einem Bosskampf, für das Erledigen von Nebenaufgaben oder Einsammeln in einem Versteck erhöht wird. Auch in puncto Dungeons ist das Design des Vorbilds unverkennbar, erinnern die Tempelarchitektur an ihre Pendants aus Zelda II: The Adventure of Link. Schade ist nur, dass die Entwickler es sowohl innerhalb als auch außerhalb der Dungeons versäumt haben, eine Karte einzubauen, in der ähnlich wie bei Super Metroid oder Castlevania: Symphony of the Night stets zu sehen ist, wo es noch unentdeckte Gebiete gibt. Zwar gibt es eine grobe Oberweltkarte inklusive eines freischaltbaren Schnellreise-System, doch wenn es schon Entwicklungen im Genre gab, hätten diese zumindest in praktikabler Retro-Form umgesetzt werden können. Daran ist auch zu erkennen, dass sich Aggelos mit seinem nostalgisch verklärten Soundtrack vor allem an 8-Bit-Fans richtet, während die noch stärker an Wonder Boy und Co orientierenden Spiele mit aufpoliertem Comic-Look auf sich aufmerksam machen wollen. Trotzdem sollten auch jüngere Spieler sich nicht von Optik und Akustik vergraulen lassen, denn Aggelos zeigt in einem technisch gelungenen Gesamtgerüst bei einem zunächst humanen und erst später anziehenden Schwierigkeitsgrad, wie sich ein Spiel der 1980er-Jahre angefühlt hat.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der PC-Fassung): Aggelos ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie ein Retro-Spiel in einem auf Hochglanz polierten 8-Bit-Look heutzutage aussehen muss –  und kann so beispielsweise problemlos in einem Atemzug mit Shovel Knight genannt werden. Aggelos richtet sich jedoch weniger an die hartgesottenen Mega-Man-Fans, sondern an die Liebhaber der viele Jahre vergessenen Wonder-Boy-Spiele, die am Ende der 2010er-Jahre mit Remakes und neuen Umsetzungen ihre Renaissance erleben. Jede Bewegung fühlt sich gut an, an kaum einer Stelle ist dem Spiel, sondern immer nur sich selbst die Schuld zu geben, wenn mal wieder ein Sprung oder ein Angriff nicht geklappt hat. Vor allem das Erkunden macht ab der zweiten Spielhälfte Spaß, da mit immer mehr Möglichkeiten auch die letzten Winkel der Spielwelt erforscht werden dürfen. All das präsentiert sich in einem wunderbaren 8-Bit-Grafikstil und ebenso zeitgenössischer Musik, die mit schönen Tracks alle Situationen sehr gut unterlegt. Jeder, der ein wenig mit diesem Retro-Charme anfangen kann, kommt um Aggelos nicht umher.

Vielen Dank an PQube für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Aggelos!

 

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