Wenn ein Spiel mehrere unterschiedliche Konzepte von verschiedenen Titeln aufgreift, geht das bekannterweise nur selten gut. Severed ist jedoch ein Paradebeispiel dafür, wie man sich bei diversen Spielen bedient und diese Elemente reichlich geschickt miteinander verbindet.
Im hauptsächlich als Action-Adventure identifizierbaren Severed schlüpfen wir in die Rolle der jungen Kriegerin Sasha, die auf der Suche nach ihrer Familie ist. Wohin diese entschwunden ist, verrät uns das Spiel zu Beginn unserer Reise jedoch nicht. Stattdessen schlagen wir uns durch die so genannte Wildnis in unser ehemaliges Zuhause durch. Dieses ist von Umwelteinflüssen und Einwirken Dritter gezeichnet, sodass wir nur spekulieren können, welcher Teufel hier gewütet haben muss. Gut, dass wir ganz in der Nähe unser altes Schwert finden und uns zugleich auf die Suche machen. Von einer zweiköpfigen Krähe erfahren wir nur bruchstückhaft, welche Gefahren auf uns warten. Unter anderem erfahren wir von einem Drachen, der angeblich für unser Ableben sorgen soll. Bis es dahin kommt, werden jedoch einige Spielstunden vergehen. Kaum haben wir nämlich einen Schritt aus der Haustür gewagt, tragen uns unsere Füße weit in die grafisch von Tearaway inspirierte Spielwelt hinein, in der wir schließlich auf einen Tempel stoßen und das Abenteuer unaufhaltsam seinen Lauf nehmen kann. Dabei solltet ihr jedoch nicht hoffen, dass sich die Handlung wirklich entfalten kann. Diese bleibt stets im Hintergrund und wird nur selten über Nebencharaktere wie die zweiköpfige Krähe oder eine alte Hexe in kurzen, knappen und bündigen Dialogen vorangetrieben.
Schritt für Schritt
In der meisten Zeit sind wir nämlich in der Ego-Perspektive einfach nur in Wäldern, Tempeln, Höhlen und verfallenen Städten unterwegs, die wir ähnlich wie in den früheren Might-and-Magic-Ablegern beziehungsweise jüngst in Might and Magic X: Legacy stufenweise erkunden. Das heißt, dass wir in jede mögliche Himmelsrichtung einen Schritt gehen dürfen, um in einen neuen – bildlich gesprochenen – Raum zu gelangen. Oftmals stecken wir nämlich auch mitten in einem langen Gang oder in einer großen Halle, sobald wir uns bewegt haben. Von jeder Stelle aus dürfen wir uns umschauen, um Geheimnisse zu entdecken oder die kaum näher behandelte Kultur der Spielwelt zu enträtseln. Stattdessen durchstöbern wir die Räumlichkeiten nach Schlüsseln, um damit Türen zu öffnen und Schaltern, um Mechanismen zu aktivieren – die wiederum auch wieder Türen öffnen. Entsprechend fällt die Rätselkost auch sehr schmalspurig aus. In der Regel befindet sich der freigelegte Durchgang nämlich ganz in der Nähe, sodass das Absuchen nach neuen Möglichkeiten weitgehend entfällt und Severed in der meisten Zeit sehr linear ausfällt. Trotzdem fällt es kaum auf, dass der Titel nach dem Dungeon-Crawl-Spielprinzip funktioniert. Das liegt an zwei einfachen Tatsachen: Zum einen dürfen wir zu besuchten Schauplätzen zurückkehren und zum anderen ist das Monstertöten intuitiv.
Körperteilsammler
Tauchen Monster und Dämonen auf dem Bildschirm auf, müssen wir mit dem Touchpen über den Bildschirm des Wii U GamePad streichen. Das Gegnerdesign ist glücklicherweise sehr abwechslungsreich gestaltet, sodass wir bei jedem Feind mit Taktik vorgehen müssen. Dazu kommt, dass wir im Kampf auch gerne mal umzingelt werden können, sodass wir uns in jede Richtung drehen müssen, um von allen Seiten Angriffe abzuwehren und uns unserer Widersacher zu entledigen. Sind wir dabei besonders gut und erlauben uns keine Fehler, füllen wir die Fokus-Anzeige, mit der wir beim Ableben eines Gegners bestimmte Körperteile abtrennen. Haben wir genug Hände, Augen oder Flügel gesammelt, können wir diese quasi als Erfahrungspunkte-Ersatz in neue Fertigkeiten investieren. Finden wir in der Gegend Vasen, sollten wir diese tunlichst zerstören, um Gedärme zu sammeln, die wir nach dem Kauf einer bestimmten Fertigkeit in Körperteile unserer Wahl umwandeln können. Während des Abenteuers finden wir dann schlussendlich neue Gegenstände, die es uns ermöglichen, unter anderem Magie einzusetzen, die uns wiederum in bereits besuchte Orte zurückführt. Dort angekommen können wir dann ähnlich wie in der Metroid-Reihe neue Items zur Erweiterung unserer Energie- oder Magieleiste finden. So streckt man die Spielzeit trotz Monotonie sehr angenehm.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Wii-U-Fassung): Severed ist zwar nicht unbedingt ein besonders langes Spiel, aber sehr wohl ein gesunder Appetithappen für mehrere Abende. Obwohl das Spiel nach dem Dungeon-Crawl-Prinzip funktioniert, merke ich das Severed zum Glück so gut wie nie an. Es macht mir einfach sehr viel Spaß, mit dem Touchpen auf dem Wii-U-GamePad-Bildschirm Monster zu schnetzeln, ihre Körperteile abzutrennen und damit die Fertigkeiten von Sasha ständig zu verbessern beziehungsweise zu erweitern. Mit der Zeit stehen mir immer mehr Optionen zur Verfügung, sodass es sich hin und wieder auch lohnt, die bereits besuchten Gebiete erneut aufzusuchen, um Geheimnisse zu lüften. Trotzdem hätten die Rätsel meiner Meinung nach sehr viel abwechslungsreicher sein können, zumal der Titel ohnehin schon sehr linear ausfällt. Hinzukommt, dass die Steuerungserkennung gelegentlich nicht so funktioniert, wie ich es mir gewünscht hätte – besonders bei den mächtigen Bossgegnern ist genaues Treffen entscheidend. Wer hier aber mit Ruhe und Bedacht vorgeht, wird auch dieses Manko schnell meistern. Unterm Strich ist Severed wirklich ein schönes Action-Adventure geworden, dass man sich vor allem als Besitzer einer Wii U unbedingt einmal genauer anschauen sollte.