Review: Yōkai Watch (Band 12)

Wie es schon beim zehnten und elften Band der Yōkai-Watch-Manga-Reihe der Fall ist, konzentriert sich Manga-Zeichner Konishi Noriyuki auch bei der zwölften Ausgabe wirklich nur auf das Nötigste. Soll heißen, dass ein durchgehender Handlungsstrang nicht zu finden ist und sich die Geschichte erneut auf einzelne Abenteuer der Yōkai bezieht. Ein Großteil der kleinen Storys ist zwar nicht der Rede wert, diese unterhalten aber immerhin für ein paar Minuten inklusive witziger Einspieler. Im 112. Kapitel macht Hauptfigur Nathan Adams zum Beispiel Bekanntschaft mit dem Yōkai Wetterwendi. Gerade als sich Nathan endlich getraut hat, seine heimliche Liebe, Katie Forester, zu fragen, ob sie mit ihm gemeinsam nach der Schule nach Hause gehen möchte, kriegt er einfach keinen vernünftigen Satz mehr heraus. Wetterwendi ist dafür verantwortlich, dass jeder in ihrer Nähe plötzlich verlegen wird. Ob Whisper oder Jibanyan etwas an Nathans misslicher Lage ändern können oder gar selbst Opfer von Wetterwendi werden, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Fakt ist jedoch, dass diese Geschichte als ein gutes Beispiel dafür dient, wie der restliche Manga aufgebaut ist. Auf Wetterwendi folgt beispielsweise das Wiedersehen mit Yōkai Opa Gusto. Dem vor einem Konbini wartenden Greis knurrt regelrecht der Magen. Anstatt etwas zu essen, erinnert er sich lieber an alte Tage.

Leugnen und revidieren der kulturellen Herkunft

Gerade bei dieser Geschichte rund um Opa Gusto, bei der auch Erika Deneke und Usapyon in Erscheinung treten, wird deutlich, dass sich der Manga nicht immer am Videospiel orientiert. Die erst in Yōkai Watch 3 eingeführte Erika erlebt ihr Abenteuer eigentlich völlig unabhängig von Nathan, da dieser im Rollenspiel mit seinen Eltern aus Lenzhausen weggezogen ist. Damit nicht genug, ist bereits auf den ersten Seiten des Mangas der kulturelle Zwist zu erkennen. Während Opa Gusto Nathan einen Euro schenkt und das Geldstück gar abgebildet ist, werden im darauffolgenden Kapitel vom Yōkai Herr G. Nerös japanische Geldscheine durch die Luft gewirbelt. Hier mangelt es an Einheitlichkeit, denn diese Leugnung der kulturellen Herkunft des Werks und das anschließende Verleumden sind für den Leser schlicht und einfach verwirrend. Das soll aber nicht heißen, dass das Lesen des Mangas keinen Spaß macht. Zwar richten sich die Gags weitgehend an ein jüngeres Publikum, hin und wieder gelingt es Konishi jedoch auch ältere Leser anzusprechen. Bestes Beispiel dürfte wohl der Fäkalhumor sein, wenn Jibanyan plötzlich merkt, dass er in „Urin“ badet oder der Yōkai Scheiterschädel mit dem Gesicht in Kot landet. Alle enthaltenen Gags sind auf 194 Seiten durchgehend universell verständlich und besonders durch die überzeichnete Darstellung der Dramatik zudem äußerst unterhaltsam.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der ersten Auflage): Ähnlich wie der elfte Yōkai-Watch-Band, berichtet auch die zwölfte Ausgabe mehr von Einzelschicksalen der titelgebenden Wesen als eine durchgehende Geschichte zu erzählen. Diese braucht es im Setting eigentlich auch gar nicht, doch wenn vorherige Bände bereits erste Versuche unternommen haben, sollte daran auch in den weiteren Manga angeknüpft werden. Zwar plätschert die Story – die sich mittlerweile merklich von der Videospielvorlage unterscheidet – wieder einmal vor sich hin, doch drehen sich die einzelnen Geschichten in diesem Band um deutlich unterschiedlichere Yōkai als noch in den vorherigen Ausgaben. Das ist abwechslungsreich und vor allem dank des universell einsetzbaren Humors zudem sehr unterhaltsam. Auch wenn sich die Witze vornehmlich an ein jüngeres Publikum richten, können auch ältere Semester mit dem einen oder anderen Gag zum Schmunzeln gebracht werden. Es bleibt zu hoffen, dass mit dem nächsten Band aber etwas mehr Einheitlichkeit in puncto Storytelling und der kulturellen Identität gelegt wird.

Vielen Dank an Kazé Manga für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Yōkai Watch (Band 12)!

3 Kommentare zu “Review: Yōkai Watch (Band 12)

    • @TiraMizu
      Vielen Dank für deinen Kommentar! Es hängt leider ganz stark davon ab, welchen Manga wir von welchem Publisher/Verlag wir gerade vorstellen. In der Regel ist es tatsächlich so, dass wir bei den meisten Manga leider keine Abbildungen veröffentlichen dürfen. Es gibt jedoch auch Ausnahmen. Beispielsweise konnten wir bei unserer Rezension zu Blame! zur Verfügung gestelltes Bildmaterial von Cross Cult nutzen.

      • Na wenigstens ein Verlag der mit der Zeit geht, man stelle sich Spielereviews ohne Ingame-Material vor…
        Wenn man etwas verkaufen will, muss man den Leuten auch zeigen, worum es sich dabei handelt. Dabei liegen Mangas in der Regel sogar ohne Folie zum Durchblättern in den Buchläden…

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