Review: Cathedral

Cathedral von Decemberborn Interactive erschien zwar bereits im Jahr 2019 für den PC, doch Anfang 2021 wurde das Spiel auch für die Nintendo Switch veröffentlicht. Einmal in der Welt von Cathedral gefangen, lässt uns das packende und motivierende Spiel nicht mehr so schnell los.

Zu Beginn des von Metroid und Castlevania inspirierten Action-Adventures Cathedral wachen wir ohne Erinnerung an unser bisheriges Leben in der titelgebenden Kathedrale auf. Wir sind ein Ritter und stumm dazu, sodass wir uns den anderen Nicht-Spieler-Charakteren nicht mitteilen können. Problematisch ist das höchstens in puncto Storytelling, aber das Gameplay wird davon nur wenig tangiert. Dieses steht, wie das für das Genre üblich ist, im Mittelpunkt des Spiels und fordert uns schon in den ersten Spielminuten regelrecht dazu auf, uns ins Abenteuer zu stürzen. Dennoch treffen wir sowohl in als auch außerhalb der Kathedrale jede Menge Charaktere, die uns in englischsprachigen Monologen ein wenig mehr über die Welt von Cathedral erzählen. Mit der Zeit wird die Atmosphäre auf diese Art und Weise dichter und die Spielwelt nimmt immer mehr eine schlüssige Form an. Nach wenigen Minuten fühlen wir uns in Cathedral heimisch und versuchen das Geheimnis des vermeintlichen Gotteshauses zu lüften. Bis dahin ist es aber ein langer Weg, denn nebenher müssen wir auch einen Wald, einen Friedhof, Katakomben, ein Dorf und eine Höhle erkunden. Hier bietet der Titel wirklich alles, was wir von einem Spiel des Genres erwarten. Metroid und Castlevania sind aber nicht die einzigen Inspirationsquellen. Auch andere 8-Bit-Klassiker hatten Einfluss auf Cathedral.

Einflüsse aus der 8-Bit-Zeit

Wie die meisten Spiele der 8-Bit-Zeit spielen wir auch Cathedral aus der zweidimensionalen Seitenperspektive. Wir laufen durch die in Bildschirme eingeteilten Areale, springen hier und da über Abgründe, klettern Leitern hoch oder runter, setzen uns mit einem Schwert gegen die Gegnerhorden zur Wehr und lösen an verschiedenen Stellen Rätsel. Für die Knobelaufgaben sind nicht selten bestimmte Fähigkeiten erforderlich. Sehen wir in der Ferne beispielsweise einen Schalter, den wir nicht erreichen können, müssen wir einen Pfeil auf ihn schießen. Es gibt auch Rätsel, die noch stärker in die Level-Architektur von Cathedral greifen. So gibt es Plattformen, die in Intervallen erscheinen und wieder verschwinden. Mega Man lässt grüßen! An anderer Stelle müssen wir Gegner als Sprungbrett benutzen. Also zweckentfremden wir unser Schwert zu einem Pogostab und können nach dem Sprung auf einen Gegner auf eine höhere Plattform gelangen. Wer jetzt an DuckTales denkt, liegt genau richtig. Cathedral zeigt ähnlich wie Shovel Knight von Yacht Club Games, wie wegweisend die 8-Bit-Klassiker der späten 1980er- und frühen 1990er-Jahre eigentlich waren. Regelmäßig stolpern wir zudem über Bossgegner, die uns gehörig zusetzen. Sind wir im Kampf unterlegen, suchen wir in der Welt nach Upgrades oder kaufen diese mit Gold im Laden und kehren später gestärkt zurück.

Hart, aber niemals unfair

Besagtes Geschäft fungiert in Cathedral übrigens auch als Bank, von der wir vor allem in den ersten Spielstunden reichlich Gebrauch machen sollten. Sterben wir, werden wir zwar beim letzten Kontrollpunkt wiederbelebt, verlieren jedoch zugleich zehn Prozent unseres Goldes. Wunden heilen wir, wenn wir ähnlich wie in The Legend of Zelda kleine Herzen von Gegnern aufklauben oder einen Heiltrank trinken, die beim Ableben allesamt wieder aufgefüllt werden. Cathedral orientiert sich also auch ein wenig an Dark Souls, spielt im Rahmen seines harten, aber niemals zu hohen Schwierigkeitsgrades nicht ansatzweise in derselben Liga. Das mag vor allem daran liegen, dass jede Eingabe sofort vom Spiel erkannt wird. Mit dem Steuerkreuz des Pro Controllers fühlt sich Cathedral zudem deutlich besser an als mit dem Analog Stick oder den Richtungstasten im Handheld-Modus. Auch dass jede Taste genau eine Funktion zugeteilt ist, lässt Cathedral in einem guten Licht stehen. Lediglich die In-Game-Karte ist nach heutigen Maßstäben unzureichend, da wir kaum bis gar nicht erkennen können, welche der zahlreichen Räume wie miteinander verbunden sind. Wir können zwar auch Markierungen setzen, doch bleibt das Feature zu eingeschränkt und wenig hilfreich. Dafür begeistert der sehr detaillierte 8-Bit-Grafikstil und die tolle Musik, die zum Mitsummen anregt. Sehr schön!

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Nintendo-Switch-Fassung): Cathedral erfindet das Rad definitiv nicht neu und das will es auch gar nicht. Das Action-Adventure verbeugt sich stattdessen vor den großen Genre-Klassikern Metroid, Castlevania, Mega Man, DuckTales und Co und verbindet deren Mechaniken zu einem funktionierenden Gesamtbild. Hinzu kommen leichte Elemente von Dark Souls oder Super Mario Bros., wodurch Cathedral vielleicht nicht eigenständiger wirkt, aber sich zumindest ein wenig mehr von der Konkurrenz abhebt. Trotz weniger eigener Ideen macht mir Cathedral sehr viel Spaß. Ich mag es, durch die Kathedrale und das Umland zu laufen, zu springen und meinen Ritter mit Upgrades zu versehen. Hinzu kommen Kämpfe gegen Bossgegner, die es teilweise wirklich in sich haben. Außerdem ist der 8-Bit-Stil eine wahre Augenweide und die Musik ein Genuss für die Ohren, auch wenn sie sich nach ein paar Stunden abgenutzt hat. In Cathedral gibt es jede Menge zu entdecken und ich kann jedem Fan des Genres nur empfehlen, unbedingt einmal einen Blick zu riskieren!

Vielen Dank an Elden Pixels für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Cathedral!

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