Review: Inuyasha (Box 2, Episoden 29–52)

Nachdem der im deutschsprachigen Raum verantwortliche Publisher Kazé Anime die ersten Episoden der Anime-Serie Inuyasha im Juli 2020 auf Blu-ray Disc veröffentlicht hat, dauerte es bis zur Fortsetzung nur zwei Monate. Im September 2020 ging die Reise ins Mittelalter weiter.

Inuyasha knüpft in der zweiten Volume an die Geschehnisse der Episoden der ersten Serienbox an beziehungsweise baut auf deren Grundlagen auf. Die Mittelschülerin Higurashi Kagome hat sich mittlerweile daran gewöhnt, stets zwischen ihren schulischen Aufgaben in ihrer Gegenwart und ihrer Verpflichtung zur Zeit der streitenden Reiche zu wechseln. Nachdem das Juwel der vier Seelen zerbrochen und dessen Splitter in alle Himmelsrichtungen verstreut wurden, hat sie sich zusammen mit dem titelgebenden Hanyō Inuyasha auf die Suche gemacht. Auf dieser mit zahlreichen Abenteuern gespickten Reise erhalten sie tatkräftige Unterstützung von dem fuchsähnlichen Yōkai-Waisen Shippō, dem buddhistischen Mönch Miroku und neuerdings auch von der Dämonenjägerin Sango. Diese illustre Gruppenzusammensetzung funktioniert mit ihrer Dynamik vor allem deshalb so gut, da allen voran Inuyasha, Miroku und Sango einen gemeinsamen Feind haben. Gemeint ist damit der durchtrieben Naraku, der das Juwel der vier Seelen für seine durchtriebenen Pläne in die Hände bekommen möchte. Unterstützt wird er dabei wundersamer Weise von Inuyashas großer Liebe Kikyō, die einst verstorben und durch Magie wieder zum Leben erweckt wurde. Naraku und Kikyō sind bei diesem Unterfangen aber nicht allein, denn Naraku reiht mehr und mehr neue Komplizen um sich.

Neue Antagonisten und Protagonisten

Besondere Erwähnung sollten hierbei Kagura, Kanna und Jūrōmaru finden. Kagura, die auch als Windherrscherin bezeichnet wird, greift mit ihrem Fächer im Kampf hart durch und versetzt ihren Feinden mit Windstößen ordentlich zu. Kanna wiederum wirkt wie ein unscheinbares Kind, doch mit ihrem Spiegel, den sie in der Hand hält, saugt sie ihren Gegnern deren Seelen aus. Jūrōmaru scheint selbst für Naraku ein unbändiges Wesen zu sein, wird in Wahrheit aber von einem Wirten namens Kagerōmaru gesteuert. Dieser entpuppt sich im Kampf als überaus flinkes Wesen und setzt Inuyasha und seinen Freunden ordentlich zu. Die zweite Volume von Inuyasha konzentriert sich aber bei Weitem nicht auf die neuen Gegenspieler, denn die Gefährten gewinnen auch das Vertrauen von weiteren Verbündeten. Allen voran wäre hier der Räuber Kōga zu nennen, der Kagome zu seiner Frau machen will und sie im erstbesten Augenblick entführt. Mit solchen Aktionen spielt er dem Antagonisten unabsichtlich in die Hände, sodass Inuyasha und Co Überzeugungsarbeit liefern müssen. Der schrullige Tōtōsai, seines Zeichens Yōkai und Schmied, wird hingegen aufgesucht, wenn Probleme mit Inuyashas Schwert Tessaiga auftreten. Kaijinbō ist wiederum Tōtōsais gescheiterter Lehrling, der sich als direkter Gegenpol um das Schwert von Inuyashas fiesen Bruder Sesshōmaru kümmert.

Nachvollziehbare Charaktere

In stilistischer Hinsicht erreichen die kämpferischen Auseinandersetzungen von Inuyasha in der zweiten Serienbox eine neue Dimension. Das liegt in erster Linie daran, dass Inuyasha mit der so genannten Kaze no Kizu ein weiteres Ass im Ärmel hat. Bei der in der deutschen Variante auch als Windnarbe bezeichneten Technik prallen die beiden Auren von Inuyasha und seines jeweiligen Feindes aufeinander, wodurch kinetische Energie entsteht, die seinen Gegner im wahrsten Sinne des Wortes zerfetzen kann. Selbiges gilt auch für das Überkochen seines Dämonenblutes, über das an dieser Stelle aus Spoiler-Gründen aber kein Wort verloren werden soll. Nicht uninteressant ist auch die zwischenmenschliche Beziehung von Inuyasha und Kagome, denn beide Charaktere haben insgeheim Gefühle füreinander, haben aber aus unterschiedlichen Gründen Probleme damit, offen mit ihnen umzugehen. Die Beziehung drückt aber niemals zu sehr auf die Tränendrüse und ist glaubhaft und nachvollziehbar. Dennoch hat auch Naraku mit sich selbst zu kämpfen, denn da in ihm noch das Herz des Diebes Onigumo schlägt, der einst wie Inuyasha in Kikyō verliebt war, kann er sich ihr nicht einfach entledigen, wie er es bei anderen Individuen tun könnte. Die Serie Inuyasha muss dafür nicht tief in die Trickkiste greifen, da sich der Zuschauer mit vielen Figuren identifizieren kann.

Atmosphärisches Fantasy-Werk

Altersbedingt sind sämtliche Episoden, die in Japan im Jahr 2001 erstmals ausgestrahlt worden sind, im 4:3-Bildformat gehalten. Das heißt, dass auch in der Auflösung von 1080p links und rechts schwarze Balken zu sehen sind, die den eigentlichen Bildbereich einrahmen. Dennoch ist das nicht sonderlich schlimm, da die hohe Auflösung das Bild wie schon in der ersten Volume sehr stark aufwertet. So darf sich der Zuschauer vor allem über die hochauflösenden Charakterzeichnungen von Takahashi Rumiko freuen, die auch schon für Ranma ½ verantwortlich war. Hinzu kommen wunderbare Animationen, die nicht nur in den Kämpfen überzeugen können, sondern auch in ruhigen Momenten, in denen die Charaktere rumalbern oder einfach nur von einem Ort zum anderen reisen. Hinzu kommt einmal mehr die bekannte stimmungsvolle Musik, die sich aber vor allem bei den neu eingeführten Charakteren zu wenig traut. Diese ruht sich zu sehr auf dem etablierten Soundtrack der ersten 28 Episoden aus. Ein paar neue Melodien hätten hier Wunder bewirkt. Nach wie vor gelungen sind sowohl die deutsche als auch die japanische Vertonung. Schade ist jedoch weiterhin, dass viele japanische Begrifflichkeiten in der deutschen Version falsch ausgesprochen werden. Mit dem Song I am von Hitomi gibt es ab Folge 35 aber immerhin endlich auch ein gesungenes Intro und ab Episode 42 mit Dearest von Hamasaki Ayumi ein neues Outro. Bonusmaterial gibt es keines.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Mit der ersten Volume von Inuyasha habe ich sehr viel Spaß gehabt, denn die Anime-Serie hat mich von der ersten Episode an überzeugt. Mit der zweiten Serienbox nimmt diese Begeisterung aber ein wenig ab, denn vor allem in den ersten Folgen weiß die Anime-Serie nicht so recht, auf welches Ziel sie überhaupt hinarbeitet. Überraschend gelingt es der Geschichte jedoch, etwa ab der Hälfte der enthaltenen Episoden, die Kurve zu kriegen. Auf einmal ist die anhaltende Bedrohung durch Naraku und seinen Komplizen und Inuyashas Bruder Sesshōmaru wieder mehr als deutlich. Es entwickeln sich spannende Kämpfe und damit einhergehende Komplikationen. Herausragend ist in jedem Falle – und das auch schon in den ersten Episoden – die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Inuyasha und Kagome. Ihre romantischen Gefühle sind glaubhaft und nachvollziehbar. Hier können viele andere Anime-Serien eine Scheibe von abschneiden! Selbiges betrifft auch die Gruppenkonstellation und die daraus resultierende Dynamik. Selten sehe ich es in Anime-Serien, dass alle Charaktere an einem Strang ziehen. Ganz so gut wie die erste Volume ist die zweite Serienbox von Inuyasha meiner Meinung nach zwar nicht, aber dennoch sehenswert. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die Fortführung der abenteuerlichen Reise!

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Inuyasha (Box 2, Episoden 29–52)!

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