Review: Need for Speed: Hot Pursuit Remastered

2010 veröffentlichte Electronic Arts mit Need for Speed: Hot Pursuit auf dem PC, der Xbox 360 und der PlayStation 3 ein Spiel, das im Grunde ein Remake von Need for Speed III: Hot Pursuit aus dem Jahr 1998 ist. Im November 2020 spendierte der Publisher dem Remake ein Remaster. Verbesserungen suchen wir im Remaster für PC, PlayStation 4, Xbox One und Nintendo Switch jedoch mit der Lupe.

Nach den letzten Serienvertretern überrascht Need for Speed: Hot Pursuit Remastered damit, dass das Spiel ohne richtige Story auskommt. Selbst die The-Fast-and-the-Furious-Filmreihe ist in dieser Disziplin tiefgründiger. Im Mittelpunkt der Erzählung steht lediglich einmal mehr der Konflikt zwischen Rasern und Ordnungshütern. Dieses Mal haben sich die Entwickler den fiktiven Seacrest-Landkreis ausgesucht, der fast durchweg nur aus kürzeren Landstraßen und Schnellstraßen besteht. Von der ersten Minute an macht Need for Speed: Hot Pursuit klar, dass es sich hierbei um ein Arcade-Rennspiel handelt. Es gibt keine Geschichte und auch in puncto Gameplay macht der Titel einiges anders. Tuning-Möglichkeiten existieren ebenso wenig wie Booster-Verbesserungen. Stattdessen fahren wir flotte Flitzer mit feststehenden Werten, die nicht angepasst oder manipuliert werden können. Need for Speed: Hot Pursuit beschränkt sich aufs Wesentliche und vielleicht ist das Arcade-Rennspiel gerade deshalb so interessant und seit der Veröffentlichung des Originals so gut gealtert. Es ist einfach nicht mit unnötigen Funktionen überladen und außerdem sehr einsteigerfreundlich. Wer sich einmal in die Karriere reingefuchst hat, erlebt ein Erfolgserlebnis nach dem anderen – und da ist es egal, ob wir auch mal zweiter oder dritter werden. Das Spiel motiviert vom ersten Augenblick an.

Polizei gegen Raser, der ewige Konflikt

Im Karrieremodus von Need for Speed: Hot Pursuit schlüpfen wir nicht nur in die Haut eines angehenden Straßenrasers, sondern können auch jederzeit die Rolle eines Polizisten mitsamt schicken Streifenwagens übernehmen. Bevor wir uns jedoch ans Lenkrad setzen, wählen wir über eine Karte von Seacrest County das Gebiet und die dazugehörige Aufgabe aus, der wir uns stellen wollen. Zur Auswahl stehen uns hierbei beispielsweise stinknormale Straßenrennen, bei denen wir natürlich als erster über die Ziellinie fahren müssen. Auch Zeitrennen sind möglich. Bei diesen müssen wir wiederum unter einer bestimmten Zeitvorgabe am Ziel angelangen. Am spannendsten sind aber sicherlich die hitzigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Es ist unglaublich spaßig, den Gesetzeshütern zu entwischen oder selbst als „Cop“ Jagd auf die Raser zu machen. Haben wir uns für einen Aufgabentyp entschieden, wählen wir noch einen Wagen aus unserem Fuhrpark aus. Ein paar Sekunden später jagen wir über die meist geraden Strecken, die mit zahlreichen Kurven, Tunneln und versteckten Abkürzungen am Wegesrand auf sich aufmerksam machen. Stets gibt es dabei andere Verkehrsteilnehmer, denen wir ausweichen müssen. Ärgerlich ist in diesem Kontext nach wie vor die künstliche Intelligenz der Gegner, die uns bei einem Fehler in letzter Sekunde gummibandartig überholt.

Mehr als nur simple Arcade-Rennen

Ein Merkmal von Need for Speed: Hot Pursuit ist der Angriff auf unsere Kontrahenten. Driften wir als Polizist oder fahren wir als Raser durch den Gegenverkehr, füllt das die Nitro-Anzeige. Mit Nitro können wir gezielt Gegner rammen und möglicherweise sogar unschädlich machen. In einigen Rennen kommt auch ein Waffenarsenal zur Geltung. So können wir Nagelbretter auf die Straße fallen lassen, um bei unseren Rivalen platte Reifen zu sorgen. Ebenso können wir ein Störsignal abschicken, wodurch die Gegner selbst keine Waffen mehr einsetzen können. Als Polizist können wir zudem Luftunterstützung anfordern oder Straßensperren errichten lassen. Dabei ist die Geschwindigkeit immer sehr hoch und da die Strecken meistens gerade sind, fühlt sich das durchweg richtig gut an. Ziel des Spiels ist es im Übrigen, der beste Raser oder Polizist zu werden. Dies geschieht über das Sammeln von Kopfgeld, das wir zum Beispiel für heikle Manöver gegen die Polizei oder das Verhaften von Rasern erhalten. Schließen wir eine Aufgabe erfolgreich ab, sammeln wir zudem Medaillen. So schalten wir in Seacrest County peu à peu neue Strecken frei. Besonders gut gefällt uns, dass der Karrieremodus Hand in Hand mit dem Mehrspielermodus geht. Freigeschaltete Autos können wir online gegen andere Spieler einsetzen und dort Kopfgeld sammeln, das in die Karriere fließt. Toll!

Motivierender Sammelspaß für Autofans

Mit insgesamt siebenundsiebzig verschiedenen Fahrzeugen von Alfa Romeo, Aston Martin, Audi, Bentley, Ford, Gumpert, Jaguar, Koenigsegg, Lamborghini, Maserati, Mazda, McLaren, Mercedes, Mitsubishi, Nissan, Pagani, Porsche und Subaru gibt es einen großen Fuhrpark, bei dem für jeden Spieler der richtige Sportwagen dabei sein sollte. Eine genaue Auflistung aller Vehikel bietet zum Testzeitpunkt am 6. Februar 2020 die offizielle Website des Spiels, auf der sich Autofanatiker einen Überblick verschaffen können. Bei der Wahl des Flitzers hören wir zudem eine weibliche Erzählstimme, die uns mit recht interessanten Hintergrundinformationen mehr über das jeweilige Fahrzeug erzählt. Wer sich mit den Vehikeln auskennt, wird so richtig heiß auf das anschließende Rennen gemacht. Obwohl die Steuerung bei den Fahrzeugen mit Ähnlichkeiten aufwartet, spielen sich diese dennoch mehr oder weniger unterschiedlich. So müssen wir immer wieder aufs Neue abschätzen, wie groß der Bremsweg ist oder wann genau wir zum Driften ansetzen müssen. Mit einem Controller fühlt sich Gas geben, bremsen und die Handbremse aktivieren zudem sehr intuitiv an. Auch das Waffenarsenal lässt sich übers Steuerkreuz leicht bedienen. Need for Speed: Hot Pursuit bietet eine Erfahrung, die auch zehn Jahre später locker mit Genre-Größen wie Forza Horizon mithalten kann.

Gute Portierung, aber kein gutes Remaster

In optischer Hinsicht ist dem Titel sein Alter anzusehen, denn abgesehen von höheren Auflösungen bietet das Spiel kaum Neuerungen, die dem Titelzusatz „Remastered“ gerecht würden. Manche Texturen sind einfach zu matschig. Im Umkehrschluss heißt das aber, dass das Spiel auch auf älteren Mittelklasse-Rechnern flüssig läuft. Da wir bei der Fahrt durch das topografisch an die Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington angelehnte Seacrest County ohnehin stets in Bewegung sind, fallen diese Defizite in den Wüsten, Wäldern und schneebedeckten Bergen nur bei genauerem Hinsehen auf. Bei den Lichteffekten kann der Titel heutzutage nicht mehr ganz so überzeugen. Besonders das Blaulicht der Polizei kann bei nächtlichen Rennen oder in Tunneln auf die Nerven gehen. Epileptiker, nehmt euch in Acht! Schöner designt sind die Karosserien, auch wenn sich das Schadensmodell – wie für Arcade Racer üblich – nicht aufs Fahrverhalten auswirkt. Die Wettereffekte sind sehr atmosphärisch, kommen aber zu selten zur Geltung. Aufgrund der getrennten Aufgaben gibt es auch keine dynamischen Tageszeiten und Wetterwechsel. All das steht vor dem Rennen fest. Ganz im Gegensatz zu Need for Speed: Heat von 2019 kann auch wieder die Musik überzeugen, die einfach zum Renngeschehen passt. Die adrenalingeladenen Stücke bereichern das prächtige Fahrvergnügen von Need for Speed: Hot Pursuit enorm. So und nicht anders soll sich das anhören!

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der PC-Fassung): Seit Need for Speed aus dem Jahr 2015 habe ich keinen Teil der Reihe mehr so gerne gespielt wie das Remaster von Need for Speed: Hot Pursuit. Allerdings denke ich, dass Electronic Arts sich den Zusatz „Remastered“ durchaus hätte sparen können, denn in meinen Augen fühlt sich der Titel mehr wie eine schlichte Portierung mit ganz leichten Anpassungen an. Spielerisch gibt es keine für mich spürbaren Verbesserungen und selbst auf der grafischen Ebene bleibt das Spiel auf dem Niveau von 2010. Wirklich schlimm ist das aber nicht, denn die Verfolgungsjagden über die Straßen von Seacrest County machen sowohl im Original als auch im Remaster sehr viel Spaß – und das obwohl die Raserei auf Dauer nicht sonderlich abwechslungsreich ist. Schnell wiederholen sich die einzelnen Aufgaben, richtige Highlights fehlen. Need for Speed: Hot Pursuit macht aber gerade deshalb so viel Spaß, weil es einfach unkompliziert gestrickt ist und aufgrund der kurzen Rennen und Aufgaben auch zwischendurch immer wieder eine angenehme Ablenkung vom Alltag ist. Hinzu kommt, dass die Musik sehr gut gewählt ist. Die Melodien unterlegen regelrecht pulsierend die Rennen. Wer den Titel bereits in der ursprünglichen Fassung gespielt hat, muss nicht erneut zugreifen. Dafür bietet die Neuauflage einfach zu wenig. Wer das Arcade-Rennspiel bisher verpasst hat, kommt aber nicht umhin, bei Need for Speed: Hot Pursuit Remastered zuzuschlagen. Selten macht ein Arcade-Rennspiel so viel Spaß wie hier!

Vielen Dank an Electronic Arts für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Need for Speed: Hot Pursuit Remastered!

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