Die Pokémon-Legenden-Reihe hat sich mit dem zweiten Serienteil zu einer echten Spin-off-Reihe entwickelt, die einige Dinge anders macht als die großen Pokémon-Hauptspiele. Teilweise machen Titel wie Pokémon-Legenden: Z-A die Dinge nicht nur anders, sondern sogar besser.
Die Pokémon-Reihe gehört nüchtern betrachtet immer noch zu den erfolgreichsten Videospielen überhaupt, auch wenn die Entwicklungsverantwortlichen in den letzten Jahren alle möglichen Entscheidungen treffen, um diese Erfolgsserie zu brechen. Dennoch haben sich die Editionen der neunten Generation, sprich Pokémon: Karmesin & Purpur bis zum Jahr 2025 über 25 Millionen Mal verkauft und können damit wieder an die alten Erfolge der Reihe anknüpfen. Allerdings müssen Fans und Normalspieler schon lange mit Kompromissen leben: Technisch rückständige wie leere offenen Spielwelten, ein langweiliges Leveldesign und eine miese Inszenierung sind nur einige Punkte, welche die neuen Pokémon-Episoden prägen. Sie bestechen trotzdem immer wieder mit ihrem Charme, den weiterhin tollen Designs der Taschenmonster und dem zeitlosen Kampfsystem. All das trifft auch auf Pokémon-Legenden: Z-A zu. Das Spin-off rüttelt darüber hinaus auch etwas an den Grundpfeilern der Reihe. So gibt es keine klassischen Rundenkämpfe mehr. Angesiedelt ist das gesamte Spiel in Illumina City, der großen Megastadt der Kalos-Region, die Serienfans aus Pokémon: X & Y kennen. Zu Beginn des Abenteuers werden wir als Spieler nach Illumina City eingeladen. So packen wir unsere Sachen und beginnen unser neues Abenteuer am Bahnhof der riesigen Metropole.
Kreisrunde offene Spielwelt
In der Stadt angekommen, werden wir direkt von unserer Rivalin Zita respektive unserem Rivalen Alton, je nach Geschlecht des Hauptcharakters, empfangen und im Hotel Z einquartiert. Die gesamte Stadt ist dabei wie eine kreisrunde offene Spielwelt aufgebaut, die wir komplett frei erkunden können. Zumindest nach dem Tutorial ist dies der Fall, denn zu Beginn beweist Pokémon-Legenden: Z-A einmal mehr, dass es auch heute noch sehr strenge und limitierte Einführungsmissionen gibt, die keinen Millimeter Abweichung von der vom Entwickler vorgegebene Erzählspur dulden. Stattdessen dürfen wir uns mit vielen unnötigen Textboxen beschäftigen. Haben wir diese Passage aber erst einmal überwunden, gibt es eine Menge zu tun. Die Handlung verläuft mehrgleisig: Im Vordergrund steht das Z-A Royale, ein groß angelegtes Turnier, bei dem Trainer sich von Rang Z bis A hochkämpfen müssen, aber es geht auch um die Wildsektoren. Das sind Gebiete in der Stadt, in denen Pokémon frei leben und gefangen werden sowie von hohem Stellenwert für die Stadtentwicklung von Illumina City und der Quazar Corporation sind. Dann gibt es noch den kriminellen Corrosio-Clan und noch unser Team MZ, dem wir uns zu Beginn anschließen. Außerdem verpflichten wir uns, Professorin Magnolia bei der Forschung zu helfen. Zu guter Letzt tauchen seltsame Pokémon auf, die Mega-Entwicklungen durchführen können und völlig außer Rand und Band sind.
Flotte Kämpfe
Im Grunde handelt es sich hier einfach nur um unterschiedliche Auftragsketten, die uns durch die ganze Stadt schicken. Davor wählen wir selbstverständlich unser Starter-Pokémon aus, um vor wilden Pokémon und Trainern in den sogenannten Kampfzonen gewappnet zu sein. Kommt es zum Kampf, verharrt das Geschehen nicht im Rundenkampf, sondern geht fließend in einen Echtzeitkampf über. Wir bewegen uns weiterhin in der Spielwelt und befehlen unseren Pokémon, ihre Attacken einzusetzen. Diese gehen mit Abklingzeiten einher. Je nach Stärke müssen wir länger oder kürzer auf den nächsten Angriff warten. Viel Zeit zum Überlegen, welche Typenkombination da gerade vor uns steht oder welche Strategie besonders gut sein könnte, bleibt hier nicht. Keine Attacke einzusetzen ist ein Fehler, und so drücken wir einfach alle Angriffe durch, bis die Gegner besiegt sind. Die direkte Einbindung der Kämpfe in die Spielwelt fühlt sich auf jeden Fall frisch an, jedoch sind die alten Kämpfe deutlich taktischer, befriedigender und haben uns die Zeit gegeben, eine stärkere Bindung zu unseren Pokémon aufzubauen. Auch das Fangen passiert in Echtzeit, so können wir uns an Pokémon für eine höhere Fangchance anschleichen und mit Bällen bewerfen – und wenn das nicht klappt, die Taschenmonster weiterhin erst einmal in einen Kampf verwickeln. Für uns sind diese Abwechslung und der Versuch, Neues zu wagen, der richtige Schritt für eine Spin-off-Reihe.
Eine Stadt ohne Sehenswürdigkeiten
Während der Stadtbesichtigung treffen wir auf viele charmante und lustige Charaktere. Das große Manko: Es gibt immer noch keine Sprachausgabe und so gestikulieren die Figuren wild in der Gegend herum, können ihrer Gestik und Mimik aber nicht mit einer Stimme Ausdruck verleihen. Die Hintergrundmusik ist zwar schön anzuhören, aber langsam wird es lächerlich. Zumindest ein Zwischenweg mit kurzen Sprachfetzen und Ausrufen, wie es die längste Zeit in der The-Legend-of-Zelda-Reihe zu hören war, wäre schon einmal ein Anfang. Deutlich besser als in den letzten Spielen ist zumindest das restliche technische Gerüst. Das Spiel läuft zumindest auf der Switch 2 flüssig, die Kämpfe und Animationen sind flott und es gibt keine grafischen Totalausfälle. Trotzdem ist die Stadt selbst inspirationslos gestaltet und eine kontinuierliche Wiederholung von Wohngebäuden, Gassen und Plätzen. In der ganzen Stadt sind überall Items verstreut, um unser Belohnungszentrum beim Abgrasen dieser einfältigen Welt bei Laune zu halten. Immerhin gibt es noch eine zweite Ebene, denn die meisten Dächer können wir mit Leitern oder Teleportern erklimmen, sodass es tatsächlich manche Momente gibt, in denen interessante Erkundungsmomente aufkommen. Dennoch bleibt die gesamte Stadt viel zu gleichförmig und steht in keinem Vergleich zur Spielwelt von Pokémon-Legenden: Arceus und erst recht nicht zu den Spielwelten der älteren Pokémon-Generationen.
Geschrieben von Jonas Maier
Jonas’ Fazit (basierend auf der Nintendo-Switch-2-Fassung): Ich muss gestehen, dass ich von der Ankündigung bis zum Release absolut kein Interesse an diesem Ableger der Pokémon-Reihe hatte. Das Setting konnte mich bis dahin nicht begeistern und das neue Kampfsystem sah auch nicht wirklich nach meinem Geschmack aus. Tatsächlich hat sich jetzt nach dem Spielen meine Einstellung zu diesen beiden Punkten nicht geändert, mein Spielerlebnis war dennoch gar nicht einmal so negativ. Das liegt einfach am simplen Pokémon-Prinzip, das mit Einschränkungen immer noch super bei mir funktioniert. Dazu mag ich auch den Humor, die Figurendesigns und den Drang der Entwickler, etwas zu ändern. Für die Zukunft brauche ich aber weder die offene Spielwelt noch die actionbasierten Kämpfe. Ich weiß aber jetzt schon, dass der Erfolg der letzten Jahre keinen Weg um offene Spielwelten herum mehr erlaubt. Ich hoffe nur, dass diese dann aber nicht mehr so leblos und leer ausfallen wird wie in den momentanen Spielen.
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Pokémon-Legenden: Z-A!

















































































































































